Volltext: XXX. Jahresbericht des öffentlichen Mädchen-Lyzeums und Reform-Realgymnasiums in Linz 1918/19 (30. 1918/19)

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Sehr zu bedauern ist es, daß so viele Schülerinnen, besonders der 
obersten Klassen, amtsärztliche Zeugnisse vorzuweisen in der Lage sind, 
um vom obligaten Turnen befreit zu werden. Diesem Übel¬ 
stande wäre sofort abgeholfen, wenn sowohl die Eltern in der richtigen 
Erkenntnis der großen gesundheitlichen Bedeutung des Turnens gewissen 
Launen und Bequemlichkeitsrücksichten entspringenden wünschen ihrer 
Töchter unbeugsamen widerstand entgegensetzten, als auch die verantwort¬ 
lichen Arzte einen strengeren Maßstab der Beurteilung anlegen würden, 
über Wanderungen und Ausflüge siehe S. 55 ff. 
XVII. Die Schule im Dienste der Kriegsfürsorge. 
Trotz des gewaltsamen Zusainmenbruches des alten Österreich und 
des völligen Umsturzes aller politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, 
trotz des ungeheuer drückenden Mangels an den notwendigsten Materialien 
des gewöhnlichen Lebens blieb die Opferfreudigkeit unserer Schülerinnen 
ungebrochen. In gewohnter weise liefen ihre Spenden regelmäßig ein. 
Erst nach Erscheinen der amtlichen Verfügung vom 7. Dezember 
wonach alle in den Schulen bisher üblichen Geldsammlungen unverzüglich 
einzustellen waren, konnte sich die stete Hilfsbereitschaft der Jugend in der 
Schule nicht mehr öffentlich betätigen. 
Nur eine größere Unternehmung wurde noch zu Ende geführt, näm¬ 
lich eine Schulsammlung für den Alpengarten „Deutsche Heimat" 
auf dem Bauernberg in Linz, dem ruhmreichen Andenken der im Weltkrieg 
Heimgegangenen Söhne Oberösterreichs gewidmet. Für diesen überaus 
schönen und edlen Zweck spendeten die Schülerinnen volle 800 K und 
wurden dadurch mehrfache „Gründer" und „Stifter" dieses Helden- 
denkmales, das einzig in seiner Art dastehen wird. Außerdem führten 
statt eines Kranzes auf das Grab des tzerrn Dr. .Hermann peyrer die 
beiden V. Klassen und der Lehrkörper je 50 K dem gleichen Zwecke zu. 
Ferner konnten noch abgeliefert werden für das Rote Kreuz 
52 K 72 h, an Mitgliederbeiträgen für den „Verein für Witwen und 
Waisen nach im Kriege gefallenen Oberösterreichern" 6q K 80 h, für ver¬ 
kaufte Kriegs-Gedenkkarten zu gunsten der Kriegsfürsorge des „Frauen- 
interesie-Vereins" *83 K, an Stelle eines Kranzes auf das Grab des 
Robert von Mack für die „Kriegerwaisenheimstätte" 50 K. Die letzte 
Schulsammlung zur weiteren Benagelung des „Eisernen Aar" für den 
„Verein für Witwen und Waisen" ergab den Betrag von 70 K. Durch 
den Verkauf der Nägel wurden bis jetzt im ganzen 85\ K \o h eingenom¬ 
men. Für den Christbaum im städtischen Kinderheim spendeten die 
Schülerinnen eine beträchtliche Anzahl von Kleidungs- und Wäschestücken 
und Spielsachen; die Handarbeitslehrerin Fräulein Bartl, unterstützt
	        
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