Volltext: XXV. Jahresbericht des öffentlichen Mädchen-Lyzeums und Reform-Realgymnasiums in Linz 1913/14 (25. 1913/14)

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(In den oberen Klassen:) 
Vertiefung des sprachlichen Könnens in Wort und Schrift; anzustreben 
ist neben Richtigkeit auch Gewandtheit und freie Natürlichkeit im Sprechen und 
Schreiben. Ergänzung der Sprachlehre durch Einblicke in die geschichtliche Ent¬ 
wicklung der Sprache. Verständnis der hervorragendsten Werke der deutschen, 
beziehungsweise der deutsch-österreichischen Literatur und des Entwicklungs¬ 
ganges derselben auf Grund der Lektüre einer für die weibliche Jugend passenden 
Auswahl poetischer und prosaischer Werke. 
Einblick in den Lebens- und Bildungsgang der hervorragendsten Schrift¬ 
steller im Anschluß an die Lektüre von Werken derselben und durch ergänzende 
Mitteilungen des Lehrers. Aus Beispielen abgeleitete Lharakteristik der ver¬ 
schiedenen poetischen und prosaischen Kunstformen und als schönste Aufgabe des 
Literaturbetriebes Anbahnung eines echten, warmen persönlichen Verhältnisses der 
Schülerinnen zu den Werken der Dichtkunst. 
I.—VI. Klaffe, wöchentlich je 4 Stunden. 
I. Klaffe. Sprachlehre: Einführung in richtige Lautbildung; Wieder¬ 
holung und Auffrischung des bei der Aufnahmsprüfung geforderten grammati¬ 
schen Wissens nach Maßgabe der Bedürfnisse des fremdsprachlichen Unterrichtes. 
Lesen (mindestens 2 Stunden wöchentlich): Richtiges, deutliches 
Lesen (die ganze Klasse muß die vorlesende Schülerin bloß hörend — nicht 
mitlesend — vernehmen können) leicht verständlicher kleiner erzählender Ge¬ 
dichte, von Märchen, Sagen, Fabeln und Erzählungen. Die Erklärung hat nur so 
viel zu geben, als zu anschaulichem, frischem Erfassen unbedingt notwendig ist. 
Freie Wiedergabe und Besprechung des Gelesenen zur Übung im 
mündlichen Gebrauche der Unterrichtssprache. Diesen Sprech¬ 
übungen, einer Hauptaufgabe des Unterrichtes in der I. und II. Klaffe, hat auch 
Nacherzählen von vorerzähltem oder Gelesenem sowie gelegentlich Erzählen von 
Erlebtem zu dienen, hiebei ist die natürliche, dem Alter der Schülerin ent¬ 
sprechende Ausdrucksweise in ihrer mundartlichen Färbung anfangs zu schonen 
und erst allmählich in die Bahnen der Schriftsprache überzuleiten. — Memorieren 
und vortragen von nicht allzu umfangreichen Gedichten, ausnahmsweise auch von 
kleineren Prosastücken. 
Schriftliche Arbeiten: Kurze Schulübungen im Nacherzählen und 
Erzählen nach Bedarf und Ermessen des Lehrers; im Halbjahr etwa sechs Schul- 
und drei Hausarbeiten geringeren Umfanges; Nacherzählungen und Erzählungen 
mit planmäßiger Steigerung der Schwierigkeit. Die schriftlichen Arbeiten dienen 
zugleich der Rechtschreibung, für die besondere Diktate nicht zu geben sind. Wieder¬ 
holung und Anwendung orthographischer Regeln bei der Besprechung der Arbeiten. 
II. Klaffe. Sprachlehre: Wiederholung und Erweiterung des bereits 
erworbenen grammatischen Wissens nach Maßgabe der Bedürfnisse des fremd¬ 
sprachlichen Unterrichtes. 
Lesen (mindestens 2 Stunden wöchentlich): Ausdehnung des Lesestoffes 
auf Darstellungen geschichtlichen oder natur- und erdkundlichen Inhaltes und 
auf etwas umfangreichere Gedichte. Sprechübungen, Memorieren und vortragen 
wie in I. 
Schriftliche Arbeiten: Sonst wie in I, nur treten zu den Er¬ 
zählungen noch Umbildungen, leichte Zusammenfassungen und erste versuche in 
Beschreibungen.
	        
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