Volltext: XV. Jahresbericht des öffentlichen Mädchen-Lyzeums in Linz 1904 (15. 1904)

,3choit ein Hinweis auf die Fülle literarischer Erscheinungen, die 
sich als Roman oder Drama seit der Mitte des Jahrhunderts mit 
der Darstellung bäuerlichen Lebens beschäftigen, muß genügen, um von 
vornherein das Thema dieser Arbeit einzuschränken und es mehr auf 
die allgemeinen Richtungen als auf die einzelnen Erscheinungen zu be- 
ziehen. Es soll also nur gezeigt werden, in welchem Verhältnisse die 
einzelnen Literaturströmungen zum Bauerntums stehen, von welchen Grund- 
sätzen die Darstellung ausgeht, welches Ziel sie verfolgt. Daß dabei 
manche (Linzelerscheinung zu kurz kommt oder daß notgedrungen eine 
Art Klassifizierung eintritt, die den tatsächlichen Verhältnissen nicht bis 
ins kleinste gerecht sein kann, braucht wohl nicht nachdrücklich betont 
zu werden. Ebenso muß schon jetzt darauf hingewiesen werden, daß 
strenge Gattungsbegriffe, wie wir sie schulmäßig festzustellen gewohnt 
sind, namentlich gegenüber der neueren Literatur nicht, festgehalten 
werden dürfen; gerade in der Verwischung der Grenzlinien, in der 
rücksichtslosen Freiheit gegenüber herkömmlichen Ansichten und Regeln 
der Poetik besteht ein Hauptzug, für viele Leser auch ein Hauptreiz 
des modernen Schrifttums. 
Jedenfalls läßt sich behaupten, daß das Interesse an bäuerlichem 
Leben und Treiben, namentlich aber vom psychologischen oder sozialen 
Standpunkte aus, heute größer als jemals vorher ist. Das liegt in der 
Entwicklung unserer gesellschaftlichen Bräuche begründet. Denn in erster 
Linie ist dieses Interesse ein rein persönliches. Es wäre eine dank- 
bare kulturgeschichtliche Arbeit, wenn jemand die Entstehung und allmähliche 
Erweiterung des sogenannten „Sommerfrischelebens" behandeln wollte. 
Denn dieses persönliche Interesse entspringt den mannigfaltigsten Beweg- 
gründen. Vielfach ist es tatsächlich nur Nodesache, über deren wirt- 
schaftliche Seite sich manches sagen ließe. Oft genug allerdings — ich 
sehe hier von ärztlich verordnetem Landaufenthalt natürlich ab — 
ist es ja ein tatsächliches Ruhebedürfnis, das den Kulturmenschen hinaus¬
	        
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