Volltext: XXII. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1910/11 (22. 1910/11)

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von der ersten Ulasse ab angesetzt; in den Bürgerschulen in Linz- 
Urfahr figuriert Französisch mit drei Stunden durch alle drei Jahre 
als Freigegenstand, an anderen Orten gar nur mit zwei Stunden. Also 
in den drei Jahren zusammengenommen neun Stunden wöchentlich als 
Freigegenstand gegen \5 als Obligatfach am Lyzeum! Solche Diffe¬ 
renzen lassen sich nicht etwa durch einen intensiveren Privatunterricht 
bloß in den Ferien vor der Aufnahmsprüfung ausgleichen; da müßte 
schon die ganze Bürgerschulzeit hindurch für diesen Zweck gehörig vor¬ 
gearbeitet werden. Auf diesen puuft möchte ich die Litern 
besonders aufmerksam machen. Bis fetzt war es vielfach 
Uebung, für Bürgerschülerinnen die Aufnahmsprüfung aus Französisch 
einige Monate zu stunden. Ist aber diese Art „Aufnahmsprüfung" 
einerseits kaum zu rechtfertigen, so bilden anderseits solche Schülerinnen 
meist längere Zeit hindurch einen schweren Ballast für Lehrer und 
Ulasse, zumal sich die Lehrer dieser Sprache „tunlichst in allen Ulassen 
des Französischen zu bedienen haben". Viel leichter läßt sich die 
Prüfung aus dem deutschen Sprachfache an, wenn auch die 
Uenntnisse aus der Metrik oft wenig befriedigen; ist doch die Stunden¬ 
zahl an der Bürgerschule für Unterrichtssprache und Geschäftsaufsätze 
von der zweiten Ulasse ab eine größere als am Lyzeum. Betreffs der 
Mathematik zeigt sich die Hauptschwierigkeit in der Geometrie. Die¬ 
selbe erscheint bei der Aufnahmsprüfung in die vierte Ulaffe meist schon 
so „verschwitzt", daß man wiederholt die Antwort bekommt: „Geometrie 
haben wir nicht gehabt!" Der Grund hiefür liegt wohl in dem Um¬ 
stande, daß ein Großteil dessen, was als Prüfungsstoff für die vierte 
Lyzealklaffe verlangt wird, in der Bürgerschule schon in der ersten und 
zweiten Ulasse gelehrt wird. 
Ähnliches treffen wir in Geographie, Geschichte und Physik. 
„Das Heimatland und die österreichisch-ungarische Monarchie in ihrer 
natürlichen und politischen Gestaltung mit eingehender Betrachtung der 
wichtigsten Landesprodukte und Uulturverhältniffe" ist bereits Lehrstoff 
der ersten Bürgerschulklasse und daher bei der Aufnahmsprüfung in die 
dritte Lyzealklaffe meist kaum mehr genügend gegenwärtig. Ebenso 
wurde der Lehrstoff der dritten Lyzealklaffe „Süd-, West- und Mittel¬ 
europa" meist wohl schon in der zweiten Bürgerschulklasse absolviert. 
„Das wichtigste aus der Geschichte des Altertums mit beson¬ 
derer Bedachtnahme auf die Uulturverhältniffe, namentlich der Römer 
und Griechen" bildet den Lehrstoff der ersten drei Monate der 
ersten Bürgerschulklasse! Dagegen werden griechische und römische 
„Sagen", „Bilder" aus der Geschichte und Uultur öer orientalischen 
Völker, der Griechen und Römer und das wichtigste aus der „Geschichte"
	        
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