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Mädchen-Lyzeen gehören in die Rategorie der Mittelschulen und unter¬
stehen den Inspektoren für die Mittelschulen."
Aus dieser Gegenüberstellung der beiderseitigen allgemeinen Be¬
stimmungen ergibt sich nun von selbst, daß das Mädchen-Lyzeum
in der Regel und in erster Linie auf solche Schülerinnen zu
reflektieren hat, welche die vierte oder fünfte Rlasse der
Volksschule gut bestanden haben.
Die Direktion des Linzer Mädchen-Lyzeums hat es nie verab¬
säumt, den Eltern dringendst anzuraten, daß sie, wenn sie überhaupt
für ihre Töchter das Lyzeum ins Auge fassen, die Aufnahme der¬
selben gleich in die erste Rlasse anstreben; denn die Auf-
nahmsprüsung gelingt bei der durchschnittlich tüchtigen Vorbildung
durch unsere Volksschulen fast durchweg anstandslos. Auch bedarf
es wohl kaum eines Beweises, daß es im Interesse eines gedeihlichen
Unterrichtes gelegen ist, wenn Schülerinnen einen einheitlichen, gleich¬
mäßigen Unterricht durch alle Masten einer und derselben Schule
empfangen. Die üblen Folgen eines Wechsels, beziehungsweise späteren
Eintrittes sind oft nur schwer zu beseitigen und machen sich erfahrungs¬
gemäß noch im Abschlußjahre geltend.
was den Uebertritt von der Bürgerschule ins Mäd¬
chen-Lyzeum anbelangt, sind noch einige weitere aufklärende Worte
notwendig, die gar manchen Eltern gelegen kommen dürften.
Nach dem ministeriellen Statut für Mädchen-Lyzeen können
Schülerinnen, die aus einer Klaffe der Bürgerschule in eine des Lyzeums
übertreten, von der Prüfung aus jenen Gegenständen dispensiert
werden, „die in dem gleichen Umfange in der Bürgerschule gelehrt
werden und von der Aufnahmswerberin mit Erfolg absolviert wurden".
Meist streben fertige Bürgerschülerinnen die Aufnahme in die vierte
Lyzealklasse an. Auf einer Lyzealdirektoren-Uonferenz in Wien
wurde vereinbart, daß die Aufnahmsprüfung in die vierte Maste für
Bürgerschülerinnen sich auf Deutsch, Französisch, Mathematik (mündlich
und schriftlich), auf Geographie (Süd-, West- und Mitteleuropa), auf
Geschichte (Altertum) und auf Physik (Wärmelehre) zu erstrecken habe,
natürlich im Ausmaße des Lyzeallehrplanes unb nichtnach
dem der Bürgerschule. Diese Prüfung, wenn sie wirklich ernst
genommen wird, wie es doch sein soll, bedeutet aber keine Spielerei.
Das zeigen ebenso klar die jährlichen Erfahrungen wie eine kurze Ver¬
gleichung der Lehrpläne. Die größte Schwierigkeit macht das Fran¬
zösisch. Ist doch die Erlernung dieser Fremdsprache ein Hauptzweck
des Lyzeums und als Gbligatgegenstand mit wöchentlich fünf Stunden