Volltext: XXII. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1910/11 (22. 1910/11)

\07 
Mädchen-Lyzeen gehören in die Rategorie der Mittelschulen und unter¬ 
stehen den Inspektoren für die Mittelschulen." 
Aus dieser Gegenüberstellung der beiderseitigen allgemeinen Be¬ 
stimmungen ergibt sich nun von selbst, daß das Mädchen-Lyzeum 
in der Regel und in erster Linie auf solche Schülerinnen zu 
reflektieren hat, welche die vierte oder fünfte Rlasse der 
Volksschule gut bestanden haben. 
Die Direktion des Linzer Mädchen-Lyzeums hat es nie verab¬ 
säumt, den Eltern dringendst anzuraten, daß sie, wenn sie überhaupt 
für ihre Töchter das Lyzeum ins Auge fassen, die Aufnahme der¬ 
selben gleich in die erste Rlasse anstreben; denn die Auf- 
nahmsprüsung gelingt bei der durchschnittlich tüchtigen Vorbildung 
durch unsere Volksschulen fast durchweg anstandslos. Auch bedarf 
es wohl kaum eines Beweises, daß es im Interesse eines gedeihlichen 
Unterrichtes gelegen ist, wenn Schülerinnen einen einheitlichen, gleich¬ 
mäßigen Unterricht durch alle Masten einer und derselben Schule 
empfangen. Die üblen Folgen eines Wechsels, beziehungsweise späteren 
Eintrittes sind oft nur schwer zu beseitigen und machen sich erfahrungs¬ 
gemäß noch im Abschlußjahre geltend. 
was den Uebertritt von der Bürgerschule ins Mäd¬ 
chen-Lyzeum anbelangt, sind noch einige weitere aufklärende Worte 
notwendig, die gar manchen Eltern gelegen kommen dürften. 
Nach dem ministeriellen Statut für Mädchen-Lyzeen können 
Schülerinnen, die aus einer Klaffe der Bürgerschule in eine des Lyzeums 
übertreten, von der Prüfung aus jenen Gegenständen dispensiert 
werden, „die in dem gleichen Umfange in der Bürgerschule gelehrt 
werden und von der Aufnahmswerberin mit Erfolg absolviert wurden". 
Meist streben fertige Bürgerschülerinnen die Aufnahme in die vierte 
Lyzealklasse an. Auf einer Lyzealdirektoren-Uonferenz in Wien 
wurde vereinbart, daß die Aufnahmsprüfung in die vierte Maste für 
Bürgerschülerinnen sich auf Deutsch, Französisch, Mathematik (mündlich 
und schriftlich), auf Geographie (Süd-, West- und Mitteleuropa), auf 
Geschichte (Altertum) und auf Physik (Wärmelehre) zu erstrecken habe, 
natürlich im Ausmaße des Lyzeallehrplanes unb nichtnach 
dem der Bürgerschule. Diese Prüfung, wenn sie wirklich ernst 
genommen wird, wie es doch sein soll, bedeutet aber keine Spielerei. 
Das zeigen ebenso klar die jährlichen Erfahrungen wie eine kurze Ver¬ 
gleichung der Lehrpläne. Die größte Schwierigkeit macht das Fran¬ 
zösisch. Ist doch die Erlernung dieser Fremdsprache ein Hauptzweck 
des Lyzeums und als Gbligatgegenstand mit wöchentlich fünf Stunden
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.