und Auflösung der abgestorbenen Tiere und Pflanzen und auch der
menschlichen Kadaver bemüht, die sonst in Massen sich anhäufen
würden. In dieser unscheinbaren und meist verborgenen Bakterien¬
tätigkeit liegt eigentlich die Bedingung alles weiteren Lebens.
Denn ohne Fäulnis und Verwesung würden in den abgestorbenen
Körpern die Stoffe ebenso dauernd gebunden bleiben, wie die
chemischen Verbindungen in den Gesteinsarten der Erde. Neues
Leben könnte sich nicht entwickeln, weil es ihm vor allem an dem
nötigen Stickstoff fehlen würde, mit dem sonst die sich zersetzenden
Organismen fortwährend den Boden düngen. Daher ist es notwendig,
daß Totes der Auflösung unterliege. — So gefyt ein fortwährender
Kreislauf der Materie von Totem zu Lebendigem und aus diesem wieder
zurück zu Toten:, die Materie der abgestorbenen Organismen wandert
durch Generationen lebender Menschen, Tiere und Pflanzen und diese
Kontinuität der Materie im Leben, in der sich doch eigentlich nur das
Gesetz von der Erhaltung des Stoffes ausspricht, geht parallel der
Kontinuität des Lebens durch das Keimplasma, die eine ununterbrochene
Folge von lebendigen Formen und Gestalten verbürgt. Toter Stoff
kann also verlebendigt werden, aber immer ist diese Verlebendigung
an die Existenz von schon vorhandenem Leben gebunden, und zwar
sind es die Pflanzen, die diese wunderbare Umformung bewirken, sie
sind es, die mit Hilfe der Sonnenlichtenergie, dieser Urkraft aller Lebens-
werdung, die stabilen, chemisch energielosen Verbindungen des Masters,
der Kohlensäure und der Salze in mit chemischen Spannkräften ge¬
ladene Verbindungen der lebendigen Substanz überführen. Bei einem
großen Absterben alles Lebendigen auf der Erde wären also schon
wenige überlebende Keime imstande, das Leben auf der Erde neu zu
begründen und wuchern zu lasten, so wie ein kleiner, vom Erlöschen
bewahrter Funke einen ungeheuren, sich weithin entrollenden Brand
entflammen kann. Mieder erscheint uns das Leben als Flamme oder
Brand. Darin, daß es sich, wie dieser, selbst erhalten, fort und fort
wiederholen und ausbreiten, das heißt größere Quantitäten fremder
Materie in sein Bereich ziehen kann, unterscheidet es sich von den
meisten chemisch-physikalischen Prozessen, die sich selbst überlassen bald
zum Stillstand kommen.
Ein gemeinsamer Kreislauf verbindet leblose und lebendige Materie,
Organisches oder Lebendes wird durch Absterben zu Totem, Anorganischem,
und kann sich selbst am Bau großer Erdmassen beteiligen, wie die als
mächtige organische Sedimente gebildeten Kalkgebirge und Kohlenflöze
beweisen. Tote Materie kann in den Strom des Lebens gezogen, ver¬