Volltext: XXI. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1909/10 (21. 1909/10)

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der Lithosphäre und des Wassers. Doch schließt der Kreislauf der 
Anorganismen auch die lebenden Körper in seine Sphäre ein. Bekannt 
ist der Kreislauf der Kohlensäure (also des Kohlenstoffes) und des 
Sauerstoffes zwischen Atmosphäre und Organismen. Ebenso der des 
Kalziums, das durch kohlensäurehältige Tagwässer aus den Gesteinen 
ausgelaugt und dem Meere zugeführt wird, wo es zum Aufbau von 
panzern, Schalen, Korallenskeletten 2c. von Meerestieren aufgebraucht 
wird, um in späteren geologischen Zeitläuften als organogenes Sediment 
wieder seiner gesteinbildenden Natur zugeführt zu werden. Verschlungener 
sind mitunter die Wege des Stickstoffes, z. B. folgender: Atmosphärischer 
Stickstoff wird bei Gewitterentladungen zu Stickstoffoxyd, Ammonium¬ 
nitrat (beziehungsweise -nitrit) oxydiert, düngt mit dem niederfallenden 
Regen die Pflanzenerde oder das Plankton des Meeres, in dem ihn 
pflanzliche Mikroben assimilieren, und wird bei der Assimilation der 
Landpflanzen zur Synthese der Eiweißverbindungen verwertet. Diese 
werden als Nährstoffe im Tierkörper in Plasma umgesetzt und in der 
zweiten Stoffwechselphase zu einfachen Ammoniakverbindungen zerspalten 
und wieder dem Anorganischen zurückgegeben. Diese Stickstoffwanderung 
schließt sich aber nicht zum Kreislauf, der einmal gebundene Stickstoff 
findet nicht mehr seinen Rückweg als Element in die Atmosphäre, was 
die elektrischen Entladungen in der Luft, leisten in kleinerem Maße ge¬ 
wisse Mikroorganismen des Bodens, die nitrifizierenden Bakterien, indem 
sie den Stickstoff der Bodenlust in Nitrate überführen und dadurch der 
Ernährung der höheren Pflanzen dienstbar machen. Aber auch der 
Technik ist es in neuester Zeit in großangelegter Weise gelungen *), 
bedeutende Mengen des trägen, schwer sich bindenden Stickstoffes der 
Luft im elektrischen Flammenbogen zu oxydieren und das Oxyd weiter 
als Kalzium- oder „Luftsalpeter" der Bodendüngung zuzuführen. Diese 
Vorgänge würden demnach eine Stickstoffverarmung der Atmosphäre 
bedeuten, wenn nicht die Natur auch hier ein gewisses Gleichgewicht 
geschaffen hätte, indem z. B. „denitrifizierende Bakterien" im Boden Stick¬ 
stoff aus seinen Verbindungen frei machen. Auch führen Hochöfengase 
leicht zersetzliche Tyangase und damit Stickstoff der Luft zu. Der engere und 
eigentliche Stickstoffkreislauf spielt sich zwischen Organismen und Boden 
ab, wodurch das Stickstoffgleichgewicht im Boden — wenigstens im 
Naturboden — erhalten wird. Es ist dies das Hauptverdienst der 
verschiedenen Fäulnisbakterien. Diese sind beständig um die Zersetzung 
x) Den Schweden Birkeland und Eyde. Nach diesem Verfahren ist es 
geplant, bis Millionen Kilogramm dieses Dungsalxeters aus der Luft zu 
gewinnen.
	        
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