vollkommnungen" auftreten, die geradezu zum Untergange der Pflanze
führten. Ferner konnte die Stammesentwicklung tatsächlich in einigen
Abzweigungen des Lsauptstammes eine neue Bahn einschlagen, wo¬
durch überflüssig gewordene Organe infolge Nichtgebrauches eine Rück¬
bildung erfuhren oder rudimentär wurden oder gänzlich verschwanden.
In manchen Fällen konnten diese Reduktionen zu einem wirklichen ^erab-
sinken vom Organisationsniveau führen, wodurch die Entwicklung eine
scheinbar rückläufige wurde. Dies erfolgte z. B. beim Übergange mancher
Arten zur parasitischen Lebensweise, wobei oft ausgedehnte Rückbildungen
von Organen, z. B. Sinnesorganen oder Bewegungsorganen, die bei
festsitzenden Parasiten überflüssig wurden, stattfanden. So können An-
passungen eine bestimmte Organisationshöhe bestimmen oder, mit anderen
Worten, Anpassungsmerkmale werden zu Organisationsmerkmalen und
der Vervollkommnungstrieb wird eben durch die möglichst vollkommene,
von Generation zu Generation gesteigerte oder verbesserte Anpassung
betätigt. Dieses Anpassungsvermögen bewirkt es, daß die Eigenschaften
der Organismen den jeweiligen Lebensbedingungen entsprechen. Doch
sind die Organismen nicht wahllos oder unbegrenzt anpassungsfähig,
oft sind einmal eingeschlagene und fest vererbte Entwicklungsrichtungen
nur schwer oder gar nicht durch Anpassungen an neue Lebensbedingungen
abzuändern und manche Arten sind infolge dieser Anpassungssprödigkeit
vom Schauplatz des Lebens verschwunden.
Die Individuen und Arten kämpfen um ihre Existenz und um die
Erhaltung der Art gegen junger, Wasser- und Lichtmangel, gegen
Rälte und blitze, gegen Feinde jeder Art und auch gegen übermächtige
Artgenossen einen beständigen Daseinskampf, ja fast scheint es, als ob
alle die Erwerbungen und Vervollkommnungen in der Entwicklung nur
auf eines abzielten, auf die Selbsterhaltung des Individuums und als
ob selbst diese, die Sorge um das eigene Leben, oft zurückstände gegen
einen höheren Zweck, gegen die Erhaltung der Art. So sehen wir, wie
bei Pflanzen und Tieren alle Lebenstätigkeiten im Dienste einer höheren
Wacht, eines oft ungeheuren Vermehrungs- und Verbreitungsdranges,
sich abwickeln, wie manche Tiere Unsummen von Eimaterial oder
Pflanzen solche von Samen erzeugen und wie das Getriebe ganzer Tier¬
staaten (Bienen, Ameisen, Termiten) sich mit größter Aufopferung um
eines, um die Pflege der Brut dreht. So daß man mit Recht vielleicht
sagen könnte: Leben ist eigentlich nichts anderes, als die Fähigkeit,
wieder Leben zu erzeugen und zu erhalten, ein maßloser Trieb, ein
naturgewaltiger Wille.