Volltext: XXI. Jahresbericht des Mädchen Lyzeums in Linz 1909/10 (21. 1909/10)

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die Frage nach den inneren Ursachen des Alterns und Absterbens. 
Das Altern stellt sich dar als eine Summe von Nückbildungsprozeffen 
(Involutionen) in den verschiedenen Körpergeweben, als deren Ursache 
eine „Abnützung" anzugeben doch den Organismus zu sehr mit einer 
Maschine auf eine Stufe stellt. Die wahre Ursache dürfte vielmehr in 
dem Erlahmen der jedem Organismus eigenen Negenerationskraft, also 
in dem Schwunde der generativen Moleküle des Plasmas liegen. Die 
schier unbegrenzte Teilungs- und Vermehrungsfähigkeit, die den Ein¬ 
zelligen und daher als einzig „unsterblich" bezeichneten — aber auch 
nicht Lu LuiiuLturu — zukommt, geht als primäre Eigenschaft der Zelle 
mit der Differenzierung der Zellen im Zellenstaate (Organismus) auf 
Kosten anderer sekundärer Zellfunktionen (Kontraktion, Sekretion rc.) 
verloren. Eine scharfe Grenze zwischen Leben und Tod existiert — 
wenigstens bei den höheren Organismen — nicht. Das Absterben der 
Organe erfolgt sukzessive, die Todesphänomene breiten sich allmählich 
über den Körper aus. Nach Tagen noch kann man an Zellen (Leuko¬ 
zyten) oder Geweben (Flimmerepithelien) selbständiges Leben nach¬ 
weisen. — Für die Kontinuität des Lebens auf der Erde aber bürgen 
die Fortpflanzungszellen, das Keimplasma. Doch ist auch dessen „Un¬ 
sterblichkeit" durch das Erlöschen der Lebensbedingungen auf der Erde 
ein Ende gesetzt. Eine Frage wäre nur, ob nicht gewisse Bakterien¬ 
sporen, die, wie Versuche ergaben, im Trockenzustande große Temperatur¬ 
extreme, wie wir sie auf abgelebten Weltkörpern annehmen müssen, er¬ 
tragen können, das Erlöschen alles übrigen Erdenlebens auf lange Zeit¬ 
räume hinaus noch überdauern könnten. 
Wachstum und Entwicklung. 
Wenn Anbau und Abbau in der lebenden Substanz gleich sind, so be¬ 
steht ein Stoffwechselgleichgewicht. Überwiegt erstere, so findet ein Zuwachs 
an lebender Materie statt: der Körper wächst, herrscht hingegen letzterer 
vor, so erleidet der Körper Substanzverluste. So ergibt sich das Wachs¬ 
tum als notwendige Folge einer positiven Stoffwechselbilanz. Mit 
dem fortschreitenden Wachstum jedoch erweist sich bald die Oberfläche 
der Zelle als resorbierende und ausscheidende Fläche zu klein, denn sie 
wächst nur mit dem Ouadrate, das Volumen jedoch mit der dritten 
Potenz der linearen Ausdehnung. So ergibt sich als notwendige Kon¬ 
sequenz des gesteigerten Wachstums eine selbsttätige Teilung des Zell¬ 
leibes, die sich natürlich an den Tochterzellen wiederholt. Die Fort¬ 
pflanzung — denn eine solche liegt in diesem Falle vor — ist also
	        
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