Vorwort
V'V'Ser heute nördlich Arras auf der vimyhöhe steht und in die Ebene nach Osten blickt, der findet
das typische Bild einer von intensivstem Leben erfüllten Industrielandschaft. Ein Häusermeer
bedeckt das Gelände von Douai über Lens nach La Bassee. Hochöfen und Schutthalden ragen aus ihm
empor; aus Rohlenrauch und Dämpfen gemischter Dunst hüllt alles in einen künstlichen Hebel.
Hichts mehr erinnert hier an das Bild maßloser Zerstörung, das dem Soldaten des Weltkrieges in der
Erinnerung steht, wendet man aber den Blick ein wenig nach rechts, so liegt am Hange grau und
schmucklos ein deutscher Rriegerfriedhof mit mehr als §2200 schwarzen Holzkreuzen. Und gegenüber
dehnt sich zwischen gepflegten Rasenflächen ein englisches Gräberfeld mir vielen taufend weißen
Grabsteinen.
weiter südlich, auf dem Schlachtfeld der Somme, breitet sich in üppiger Fruchtbarkeit die sanfte
Landschaft der Pikardie mit ihren Feldern und Wiesen. Auch hier scheint der Rrieg vergessen. Aber
im Frühjahr, wenn die junge Saat aufgeht, sind die Felder wie besät mit blaßgrünen Flecken. Es
sind die schlecht verheilten Harben ehemaliger Granat- und Minentrichter. Die in der Tiefe auf
gewühlte Erde hat nach zwanzig Jahren noch nicht ihre gesunde Haut wiedergewonnen.
Rommt man schließlich nach St. Ouentin, so findet man dort die gleichen Straßen und Häuser
wieder wie vor dem Rriege. Man könnte meinen, die Ranonade in den Jahren 1917/18, die die Stadt
in Trümmer legte, sei ein Traum gewesen. Hebt man jedoch den Blick hinauf zur Rathedrale, so
erblickt man an den Türmen und Wänden noch immer Baugerüste.
Die Urkraft der Hatur siegt schließlich immer über menschliche Zerstörungswut. Sie har an der
Somme und bei Arras die Spuren einer ins Sinnlose gesteigerten Verwüstung im wesentlichen bereits
getilgt. Den Leichengeruch aber, der über den beiden Schlachtfeldern liegt, hat sie nicht beseitigen
können. Die schwarzen Rreuze und weißen Steine werden, sichtbar oder unsichtbar, in alle Ewigkeit
den entarteten Rrieg anklagen, durch den sich ein auf Irrwegen wandelndes Europa hier zugrunde
richtete.
wer den Rrieg in der Sommelandschaft und bei Arras so schildern will, wie er war, der muß
das Herz haben, auch grausige Bilder zu bringen, die grausigsten neben denen in Flandern und bei
Verdun, die die Welt vielleicht je gesehen hat. Sie sollen nicht der Vergessenheit anheimfallen. Denn
die Völker müssen wissen, was es in unserer Zeit heißt, Rrieg zu führen.
Ein Teil der Bilder ist dankenswerterweise vom Imperial War Museum in London zur Ver
fügung gestellt worden.
Erich Otto volkmann.
Potsdam, im September lhZ5.