Volltext: Die unsterbliche Landschaft. Zweiter Band: Flandern. Arras-Somme-St. Quentin. Die Aisne-Champagne-Front. Der Kampfraum Verdun. Vogesenkrieg. Der Krieg in den Kolonien. Der Seekrieg. (II. / 1935)

Vorwort 
V'V'Ser heute nördlich Arras auf der vimyhöhe steht und in die Ebene nach Osten blickt, der findet 
das typische Bild einer von intensivstem Leben erfüllten Industrielandschaft. Ein Häusermeer 
bedeckt das Gelände von Douai über Lens nach La Bassee. Hochöfen und Schutthalden ragen aus ihm 
empor; aus Rohlenrauch und Dämpfen gemischter Dunst hüllt alles in einen künstlichen Hebel. 
Hichts mehr erinnert hier an das Bild maßloser Zerstörung, das dem Soldaten des Weltkrieges in der 
Erinnerung steht, wendet man aber den Blick ein wenig nach rechts, so liegt am Hange grau und 
schmucklos ein deutscher Rriegerfriedhof mit mehr als §2200 schwarzen Holzkreuzen. Und gegenüber 
dehnt sich zwischen gepflegten Rasenflächen ein englisches Gräberfeld mir vielen taufend weißen 
Grabsteinen. 
weiter südlich, auf dem Schlachtfeld der Somme, breitet sich in üppiger Fruchtbarkeit die sanfte 
Landschaft der Pikardie mit ihren Feldern und Wiesen. Auch hier scheint der Rrieg vergessen. Aber 
im Frühjahr, wenn die junge Saat aufgeht, sind die Felder wie besät mit blaßgrünen Flecken. Es 
sind die schlecht verheilten Harben ehemaliger Granat- und Minentrichter. Die in der Tiefe auf 
gewühlte Erde hat nach zwanzig Jahren noch nicht ihre gesunde Haut wiedergewonnen. 
Rommt man schließlich nach St. Ouentin, so findet man dort die gleichen Straßen und Häuser 
wieder wie vor dem Rriege. Man könnte meinen, die Ranonade in den Jahren 1917/18, die die Stadt 
in Trümmer legte, sei ein Traum gewesen. Hebt man jedoch den Blick hinauf zur Rathedrale, so 
erblickt man an den Türmen und Wänden noch immer Baugerüste. 
Die Urkraft der Hatur siegt schließlich immer über menschliche Zerstörungswut. Sie har an der 
Somme und bei Arras die Spuren einer ins Sinnlose gesteigerten Verwüstung im wesentlichen bereits 
getilgt. Den Leichengeruch aber, der über den beiden Schlachtfeldern liegt, hat sie nicht beseitigen 
können. Die schwarzen Rreuze und weißen Steine werden, sichtbar oder unsichtbar, in alle Ewigkeit 
den entarteten Rrieg anklagen, durch den sich ein auf Irrwegen wandelndes Europa hier zugrunde 
richtete. 
wer den Rrieg in der Sommelandschaft und bei Arras so schildern will, wie er war, der muß 
das Herz haben, auch grausige Bilder zu bringen, die grausigsten neben denen in Flandern und bei 
Verdun, die die Welt vielleicht je gesehen hat. Sie sollen nicht der Vergessenheit anheimfallen. Denn 
die Völker müssen wissen, was es in unserer Zeit heißt, Rrieg zu führen. 
Ein Teil der Bilder ist dankenswerterweise vom Imperial War Museum in London zur Ver 
fügung gestellt worden. 
Erich Otto volkmann. 
Potsdam, im September lhZ5.
	        
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