Volltext: Die unsterbliche Landschaft. Zweiter Band: Flandern. Arras-Somme-St. Quentin. Die Aisne-Champagne-Front. Der Kampfraum Verdun. Vogesenkrieg. Der Krieg in den Kolonien. Der Seekrieg. (II. / 1935)

Der französische Gegenstoß aus den Wäldern von Villers Lotterers 
Um §■ Uhr vormittags trat die Infanterie zum Sturm an. An der Marne brachten die tapferen 
Pioniere trotz feindlichen Feuers die Pontons zu Wasser und begannen mit dem Übersetzen der Sturm- 
truppen. Bald waren das Südufer und die erste feindliche Stellung erreicht. V7w vereinzelt kam es 
dabei zu scharfen Rämpfen. Als aber die stürmende Infanterie weiter vordrang, schlug ihr heftiges 
Maschinengewehr- und Artilleriefeuer entgegen. Die Franzosen hatten in ihrer tiefen Staffelung 
nur wenig gelitten, ihre Rampfkraft war ungebrochen. 
östlich von Reims, bei der I. und Z. Armee, blieb der deutsche Angriff schon vor der zweiten 
feindlichen Stellung liegen. Auch auf dem linken Flügel der 7. Armee, im Reimser Bergwald, kam 
die Truppe kaum noch vorwärts. Auf dem rechten Flügel, an der Marne, gewannen die Truppen 
noch etwas Boden. Trotz schärfster feindlicher Gegenwehr konnte bei Dormans ein etwa 6 km 
tiefer Geländestreifen genommen werden, eine besonders tapfere Tat der dort eingesetzten Divisionen. 
Die Oberste Heeresleitung mußte sich zur Einstellung der Offensive, zunächst nur östlich, dann 
aber auch westlich Reims, entschließen. An dem geplanten Hauptangriff in Flandern hielt sie fest, die 
Transportbewegung dorthin nahm bereits am Abend des 16. Juli ihren Anfang. 
^etzt aber sah General Foch seine Stunde gekommen, er gab den Befehl zum Gegenangriff auf 
Soissons. 
Auf deutscher Seite hatte man schon seit geraumer Zeit mit einem französischen Vorstoß gegen 
die Westhälfte des zur Marne vorspringenden Stellungsbogens gerechnet. Auch die Zusammen 
ziehung feindlicher Truppen in dem gewaltigen Waldgebiet, das sich nordöstlich von Paris zwischen 
Oise, Aisne, Ourcq und Marne ausdehnt, insbesondere in den schluchten- und tälerreichen Wäldern 
von Lompiegne und Villers Lotterers, war durch Agentennachrichten, Überläufer- und Gefangenen- 
aussagen bekanntgeworden. Die hier eingesetzte 9. und der rechte Flügel der 7. Armee hatten daraufhin 
einige Verstärkungen erhalten. Mit gespanntester Aufmerksamkeit, teilweise sogar im Alarmzustand, 
hatte man den I£. Juli, den französischen Nationalfeiertag, verbracht, an dem nach den eingegangenen 
Nachrichten der Angriff beginnen sollte. Als nichts erfolgte, glaubte man, daß im Zusammenhang 
mit der eigenen Offensive beiderseits Reims und der dadurch erfolgten Bindung der feindlichen Re 
serven eine starke Entspannung an der Front eingetreten sei. Ein französischer Angriff wurde — 
wenigstens für die allernächste Zeit — nicht mehr erwartet. Go traf der Stoß der lo. französischen 
Armee des Generals Mangin die deutsche 9. und 7. Armee völlig überraschend. 
Am frühen Morgen des 18. Juli brachen die feindlichen Sturmkolonnen auf breiter Front in 
die deutschen Stellungen zwischen Soissons und Lhäteau-Thierry ein. Rein Trommelfeuer ging dem 
Angriff voraus, schlagartig setzte das Artilleriefeuer erst gleichzeitig mit dem Ansturm der Infanterie 
ein, um ihr von da ab als Feuerschutz vorauszuschreiten. Neuartige Tanks in bisher noch nicht 
erlebter Masse brachen der Infanterie Bahn, tief fliegende Schlachtflieger unterstützten das vorgehen 
der Sturmkolonnen. 
Die durch die hohen Verluste der letzten Rämpfe und eine Grippeepidemie geschwächten, über 
anstrengten und übermüdeten deutschen Divisionen vermochten dem Ansturm zum großen Teil nicht 
mehr standzuhalten. Der Gegner drang auf der ganzen Front zwischen Aisne und Marne etwa 5 km, 
stellenweise sogar bis zu 8 km tief in die deutschen Stellungen ein. Südlich der Marne und an der 
Ostfront der 7. Armee zwischen Marne und Reims gelang es, den dort ebenfalls angreifenden Feind 
abzuwehren und die Stellungen im wesentlichen zu behaupten. 
Mit einem Schlage waren alle Pläne der deutschen Obersten Heeresleitung zunichte geworden. 
Der Versuch, wenigstens Reims und das südlich der Stadt gelegene Berggelände noch in Besitz zu 
nehmen, mußte aufgegeben werden. Der ganze „Marnebogen", die Frucht des Maiangriffs, wurde 
unhaltbar. Die begonnenen Transporte nach Flandern mußten eingestellt, dort schon bereitgestellte 
Divisionen eiligst zur 7. Armee herangezogen werden. Die Räumung des Marnebogens gelang bis 
Ende Juli, ohne daß es dem scharf nachdrängenden Feind glückte, die gut vorbereitete und von der 
Truppe in ausgezeichneter Haltung durchgeführte Bewegung ernstlich zu stören. Am Z. August war
	        
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