Volltext: Die unsterbliche Landschaft. Zweiter Band: Flandern. Arras-Somme-St. Quentin. Die Aisne-Champagne-Front. Der Kampfraum Verdun. Vogesenkrieg. Der Krieg in den Kolonien. Der Seekrieg. (II. / 1935)

Der letzte deutsche Angriff beiderseits Reims im Juli Ip18 
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außerordentliche Breite, sie betrug einschließlich des ausgesparten Abschnitts von Reims 120 km. 
Siebenundvierzig Divisionen und 2010 Batterien wurden bereitgestellt. Der — ursprünglich früher 
festgesetzte — Angriffsbeginn mußte auf den 15. Juli verschoben werden, da die Vorbereitungen 
sich hinzogen. 
Tief in das Berggelände eingefchnitten, zieht die Marne, der Mosel in ihrem Mittel- und Unter 
lauf vergleichbar, zwischen Epernay und Lhäteau-Thierry in ruhigen, großen Windungen von Ost 
nach West. Ihre Breite beträgt bis zu 70, ihre Tiefe 3—£ m, die Gtromgeschwindigkeit ist mäßig 
stark. Die Höhen zu beiden Seiten des Flusses überragen die Talsohle um 170—200 m. Ihre Hänge 
tragen neben Obstpflanzungen die berühmten Weinstöcke, aus deren Trauben der Champagner ge 
wonnen wird. Auf dem Südufer reicht stellenweise auch dichter Wald bis tief ins Tal hinab, während 
er nördlich des Flusses nur die Höhen krönt. Zahlreiche Seitentäler unterbrechen auf beiden Seiten 
die Uferhöhen; das breiteste und tiefste ist das des Surmelinbaches, der, von Süden kommend, bei 
Mezy in die Marne mündet. 
Mit der Überwindung des Flußabschnittes zwischen Gland und verneuil mußte die 7. Armee 
auf dem weftteil ihrer Angriffsfront den Stoß beginnen, einem aufmerksamen, starken Feinde gegen 
über wahrlich keine leichte Aufgabe! Aber auch nach gelungenem Übergang harrten des Angreifers 
hier noch große Schwierigkeiten. In dem Höhengelände südlich der Marne sind Wegsamkeit und 
Übersichtlichkeit gering, das ausgedehnte, mit vielen Teichen durchsetzte waldgebiet zwischen dem 
Surmelintal und Epernay bietet dem Verteidiger alle Vorteile, dem Angreifer alle Nachteile. 
Reineswegö leichter war der Angriff des östlichen Angriffsfiügels der 7. Armee, der aus dem 
Raume Verneuil—Lhambrecy vorbrechen und den Gegner im Reimser Waldgebirge (Foret de la Mon- 
tagne de Reims) schlagen sollte. Zahlreiche schmale, tiefein geschnittene, in verschiedenen Richtungen 
laufende Bachräler durchziehen dieses Höhengelände, dessen Berge sich in großen, markanten Formen 
100—150 m über die Talniederungen erheben, und dessen Schlüsselpunkt die das Marnetal weithin 
beherrschende Höhe 263 westlich Fleury la Riviere bildet. Die Schwierigkeiten, welche dieses dem 
Verteidiger immer wieder neue Abschnitte, Stellungen und Flankierungsmöglichkeiten bietende Ge 
lände bereitete, waren von den Rämpfen um Reims im Mai/Iuni noch in schlimmer Erinnerung. 
Östlich der Ebene von Reims bildete das aus mehreren Abwehrschlachten bekannte Hügelland 
der „Champagne pouilleuse" das Angriffsgelände. Die vergangenen Rriegsjahre hatten ihm ihren 
Stempel aufgedrückt und in einer Zone von vielen Rilometern alle Ortschaften, Waldstücke und Felder 
in eine Trichterwüste verwandelt. Der deutsche Angriff mußte fast in seiner ganzen Breite zunächst 
über dieses Schlachtfeld geführt werden. Auch für den rechten Angriffsflügel der 1. Armee, der gleich 
zu Anfang den Übergang über den vesleabschnitt Sillery-Sept Saulx zu erzwingen und dann den 
Nord- und Oftrand des Reimser Bergwaldes zu ersteigen hatte, lagen die Verhältnisse nicht einfach. 
Im allgemeinen aber konnte doch der Angriff östlich Reims als weniger schwierig angesprochen 
werden, als der der 7. Armee beiderseits der Marne. Entscheidend mußte es an beiden Stellen sein, 
daß der Feind auch diesmal wieder von der deutschen Offensive überrascht wurde. 
Allein die Überraschung des Gegners gelang diesmal nicht. Schon volle zwei Wochen vor Be 
ginn der Offensive wußte General Foch, seit dem 26. März Oberbefehlshaber der verbündeten Ar 
meen an der Westfront, was ihm bevorstand. Überläufer und Gefangene harten alle Einzelheiten 
verraten. Foch führte eilig Reserven heran und befahl, daß sich die Armeen stärker als bisher nach 
der Tiefe gliedern sollten. Die erste Stellung wurde mit wenigen Ausnahmen bis auf schwache Po 
stierungen geräumt, der Hauptwiderstand sollte in der zweiten Stellung geleistet werden. Darüber 
hinaus aber zog General Foch in den Wäldern von Villers Lotterers eine starke Angriffsgruppe 
zusammen, die auf Goissons vorbrechen sollte, sobald der Rampf bei Reims sich entsprechend ent 
wickelt hatte. 
Am 15. Juli zerschlugen die deutschen Geschütze und Minenwerfer mit gewohnter Präzision und 
Genauigkeit die Gräben der vordersten feindlichen Stellung; sie waren indessen diesmal zum größten 
Teil leer.
	        
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