Volltext: Die unsterbliche Landschaft. Zweiter Band: Flandern. Arras-Somme-St. Quentin. Die Aisne-Champagne-Front. Der Kampfraum Verdun. Vogesenkrieg. Der Krieg in den Kolonien. Der Seekrieg. (II. / 1935)

Der deutsche Angriff zwischen vloyon und Reims im Frühjahr 1pI8 
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feindlichen Verteidigungsanlagen hatte die angreifende Truppe als erstes die Wasserläufe der Ailette 
und des Oisc-Aisne-Ranals und die sie auf beiden Ufern begleitenden, völlig ungangbaren Sumpf 
strecken zu überwinden. Dann galt es, den das Ailettetal um 8s—loo m steil überragenden Höhenrand 
des Lhemin des Dames zu ersteigen, eine Aufgabe, die unmöglich erschien, wenn nicht zuvor die Ver 
teidigungsanlagen auf den zahlreichen vom eigentlichen Lhemin des Dames-Rücken nordwärts vor 
springenden vlasen und Graten restlos niedergekämpft waren, weiter aber stellte sich dem deutschen 
Angriff das mächtige Hindernis der Aisne entgegen. Und selbst wenn es gelang, die Brückenstellen 
in schnellem Zupacken gleichzeitig mit dem fliehenden Gegner zu erreichen, so stand die Angriffstruppe 
wiederum vor einem krafrverzehrenden Aufstieg auf die stark zergliederten, waldbedeckten Hänge 
am Güdufer des Flusses. Hier lag für den Gegner die naturgegebene Linie, sich zu neuem Widerstand 
zu setzen. Sollte der Angriff noch über die vesle hinaus fortgesetzt werden, dann wiederholten sich 
die Schwierigkeiten. 
Der am Morgen des 27. Mai beginnende Angriff der l. und 7. deutschen Armee traf die Fran 
zosen und die zur Erholung hier eingesetzten englischen Divisionen völlig überraschend. Das deutsche 
Angriffsverfahren — Zerschlagung der feindlichen Stellungen durch überwältigendes, ohne vor 
heriges Einschießen überraschend einsetzendes Artillerie- und Minenwerferfeuer, Ausschaltung der 
feindlichen Batterien durch Vergasung, zeitlich und räumlich genau geregelte Feuerwalze vor der 
stürmenden Infanterie — bewährte sich hervorragend. Die steilen Berghänge des Lhemin des Dames 
wurden in glänzendem Anlauf mit geringen Verlusten erstiegen, die Aisne, die am Südrande des 
Bergzuges ein starkes Hindernis bildete, überschritten, bevor der Feind die Brücken zerstören konnte. 
Am Abend des ersten Angriffstages standen die Deutschen schon bei Fismes an der vesle, wo die 
ganze Operation eigentlich enden sollte. Am 2p. Mai erreichte die Mitte die Gegend von Fere en 
Tardenois, am ZS. standen die feldgrauen Angriffskolonnen bei Lhäteau-Thierry und Dormans an 
der Marne. 
Leider versagten alle Bemühungen, die Vorwärtsbewegung auch auf die Flügel zu übertragen. 
Im Osten hielt der Pfeiler von Reims unbezwinglich stand. Im Westen aber kam der Angriff nicht 
viel über Goissons hinaus, er blieb an den großen Wäldern bei villers Lotterets hängen. Auch ein 
wuchtiger Vorstoß der 18. Armee am 9. Juni aus dem Raume Montdidier-vloyon gegen den Rücken 
des Gegners erzielte nur mäßige Anfangserfolge. 
Die Oberste Heeresleitung brach am IZ.Iuni das aussichtslos gewordene Ringen ab. 
2Xn die Ablenkungsoffensive zwischen vloyon und Reims hatte sich nach den früheren Absichten 
der Obersten Heeresleitung eigentlich die Wiederaufnahme des Hauptangriffs gegen das englische 
Heer in Flandern und in der Picardie anschließen sollen, vlach allen Nachrichten standen aber dort 
nach wie vor so starke feindliche Reserven, daß die deutsche Oberste Heeresleitung sich entschloß, zu 
nächst erst noch einen zweiten Schlag gegen die Franzosen zu führen. Eine geeignete Stelle hierzu 
glaubte sie Ln dem Frontabschnitt beiderseits Reims zu finden. Hierfür sprach neben anderen Erwä 
gungen die ungünstige Gesamtlage der 7. Armee, wie sie durch den Ausgang der Schlacht bei Sois- 
sons und Reims entstanden war. In den zur Marne vorspringenden Reil, den die deutschen Stellungen 
westlich Reims bildeten, führte nur eine einzige Bahn: die Linie Laon—Soissons—Fismes. Sie lag 
bei Goissons im Bereich der feindlichen Geschütze. Nachschub und Versorgung der in dem Stellungs 
bogen stehenden Divisionen waren daher ständig gefährdet, selbst geringfügige örtliche Erfolge feind 
licher Teilangriffe konnten hier eine höchst unangenehme, ja unhaltbare Lage herbeiführen. Dieser 
Sorge war man enthoben, wenn Reims mit seinen Eisenbahnverbindungen endlich in deutsche 
Hand kam. 
Die Offensive wurde so geplant, daß die 7. Armee die Marne angesichts des Feindes in Gegend 
von Dormans überschreiten und dann beiderseits des Flusses auf Epernay vorstoßen sollte. Östlich 
von Reims, das man selber aussparen wollte, hatten die l. und Z. Armee anzugreifen, und zwar 
mit dem rechten Flügel auf Epernay, mit der Mitte auf Lhalons. Der Angriff hatte demnach eine
	        
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