Volltext: Die unsterbliche Landschaft. Zweiter Band: Flandern. Arras-Somme-St. Quentin. Die Aisne-Champagne-Front. Der Kampfraum Verdun. Vogesenkrieg. Der Krieg in den Kolonien. Der Seekrieg. (II. / 1935)

lZ 
Die Aisne-Lhampagnesch lacht im Frühjahr X917 
zweiten Hälfte des Jahres I9I6 hauptsächlich zu danken war, klammerten sich die Hoffnungen 
der Franzosen auf eine entscheidende Wendung des Rrieges. Nivelle wollte sie durch einen ge 
waltigen Schlag herbeiführen: Einem breit angelegten Durchbruch sollte sich die Bewegungs 
operation durch Aufrollen der benachbarten Fronten unmittelbar anschließen. Eine Fortsetzung der 
Vampfesführung in der Form der reinen Materialschlacht und des Erschöpfungskrieges lehnte 
Vlivelle ab. 
Die außerordentlich geschickte Zurücknahme des weit nach Westen vorspringenden Bogens der 
deutschen Front in die „Siegfriedstellung" im März 1917 zwang zu einer Verschiebung und teilweisen 
Abänderung des Angriffsplans: die (Offensive zwischen Somme und (Oise mußte aufgegeben werden. 
Schließlich erfolgte der Stoß der Engländer am 9. April beiderseits Arras, während der französische 
Angriff sieben Tage später am Chemin des Dames und am folgenden Tage auch in dem Höhen 
gelände der Champagne zwischen Prosnes und Auberive losbrach. 
Dreiundfünfzig Divisionen mit Z5oo Geschützen und 200 Rampfwagen hatte Nivelle für die 
(Offensive beiderseits Reims bereitgestellt. Zehn Tage und zehn Mächte lang lagen die deutschen Gräben 
und Batteriestellungen unter Trommelfeuer. Jetzt erfolgte der Befehl zum Sturm: .. L’heure est 
venue! Confiance! Courage! Yive la France! . . .“ 
Aber auch die Deutschen, seit Ende August I9X6 von Hindenburg und Ludendorff geführt, 
hatten ein neues Rampfverfahren eingeführt. Die Verteidigung war elastisch gestaltet worden. Das 
starre Festhalten des vordersten Grabens ließ sich im Hinblick auf das Übermaß an Zerstörungs 
mitteln beim Angreifer nicht mehr rechtfertigen, die Anfüllung der Gräben mit Menschen nutzte 
nichts und führte nur zu ungeheuren Verlusten. Indem man jetzt ein „Vorfeld" schuf und dessen 
vorübergehende Aufgabe sowie ein Ausweichen in mäßigen, vorher genau festgelegten Grenzen 
gestattete, verlieh man der Verteidigung größere Biegsamkeit. Auf tiefem Raum Ln der Verteidi 
gungszone Verstreuten Maschinengewehrnestern fiel eine entscheidende Rolle zu. Das Schießverfahren 
der Artillerie war verfeinert worden. 
Das Schlachtfeld, in dem sich die kommenden Rümpfe abspielen sollten und in dessen Mitte die 
alte Rrönungsstadt Reims lag, umfaßte zwei ihrer Geländegeftaltung nach sehr unterschiedliche 
Abschnitte. (Östlich des Reimser Beckens bildete das Höhengelände von Moronvilliers das erste An 
griffsziel der Franzosen, eine innerhalb eines größeren zusammenhängenden Waldgebietes gelegene, 
200—250 m hohe Bergkette, die diesem Teil der „Lausechampagne" sein Gepräge gibt. Die Gipfel 
des Lornillet, des Hochberges, Reilberges und pöhlberges gewährten den Verteidigern einen weiten 
Blick über das Vesletal hinweg bis zu den Hängen des Reimser Bergwaldes und in das Hügelland 
zwischen Vesle und Guippes. Umgekehrt mußte die Inbesitznahme der beherrschenden Bergkette dem 
Angreifer weitreichenden Einblick nach Norden hin gewähren und damit spätere Angriffe erleichtern. 
In sonstiger Hinsicht unterschied sich dieser westlichste Teil der „Champagne pouilleuse" kaum von 
den weiter östlich gelegenen Abschnitten, höchstens daß er noch ärmer an (Ortschaften und Unterkunfts- 
möglichkeiten war. Die wenigen Dörfer mit ihren armseligen, schmutzigen Häusern verstärkten nur 
den Eindruck der Trostlosigkeit und (Ode. 
Ein wesentlich anderes Bild bot der westlich Reims gelegene Angriffsabschnitt. Dort bildete 
zunächst die fruchtbare Aisneniederung be Guignicourt—Berry au Bac, die für einen Durchbruch 
der deutschen Front unter ausgiebiger Verwendung von Tanks besondere Möglichkeiten bot, den 
Übergang zu der Berglandschaft, die sich in wechselnden Formen bis zum Pariser Becken hinzieht. 
Weiter nach Westen zu folgten die Stellungen auf eine weite Strecke hin der Gratlinie des Lhemin 
des Dames, jenes eigenartigen schmalen Höhenrückens zwischen Aisne und Ailette, auf dem schon zu 
Beginn des Stellungskrieges so erbittert gekämpft worden war. Auch hier befand sich die beherr 
schende Höhe, der nordwestlich Lraonne gelegene, guten Überblick in die Aisneniederung bei Berry 
au Bac gewährende „winterberg", im Besitz der Deutschen; es war vorauszusehen, daß er ein be 
sonders wichtiges Ziel des französischen Angriffs sein würde. Bei vailly sprang die deutsche Linie 
bis an die Aisne vor, die sie vor dem Rückzug in die Giegfriedstellung im März 1917 bis weit über
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.