Volltext: Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege 1914 - 18

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unteren Inselspitzes und wurde in die bestmögliche Position gebracht, um 
den größeren Teil des Savearmes bei dieser Insel zu bestreichen und gleich 
zeitig den Kampf mit der feindlichen Batterie aufzunehmen. Diese war bald 
zum Schweigen gebracht; hierauf wurden mit allen Geschützen die Über- 
schiffungsmittel beschossen und nach beendeter Mission die Bergfahrt fort 
gesetzt. Bei Podgorica Ada meldete sich schweres Geschützfeuer, das sonst 
auf der ganzen Strecke übliche Infanteriefeuer des Feindes aber unterblieb 
diesesmal gänzlich 6 ). 
Gegen 2 h 45 m morgens des 23. Oktober, auf der Höhe der von den Save 
steuerleuten Grabovci genannten Insel, kam S. M. S. „Temes“ auf eine 
Mine. Darüber berichtet der Schiffskommandant, Linienschiffsleutnant Olaf 
Wulff: 
„Das Schiff erhielt plötzlich eine überaus heftige Erschütterung. Der Boden des Kom 
mandoturmes wurde gehoben und die Insassen des Turmes: Kommandant, ein Offizier und 
die beiden Steuermänner wurden durcheinandergeworfen. Eine fürchterliche Detonation, 
dann das Gezische ausströmenden Dampfes wurde hörbar und das Schiff begann sich steuer 
bord zu neigen. Im ersten Augenblicke dachte ich, eine Zündergranate größeren Kalibers 
habe den Unterteil des Kommandoturmes getroffen, dann dachte ich an Minen. Mit mir selbst 
unerklärlicher Raschheit hatte ich den Weg aus dem Kommandoturme, durch den Auf 
bau, auf die Trümmer des steuerbordigen 12 cm-Turmes gefunden, die den Weg nach 
achter verlegten. Vorne stürzten aus allen Luken die Mannschaften empor, während das 
eindringende Wasser sofort die Räume überflutete. Ich dachte, das Schiff werde sofort 
sinken und rief den Leuten zu, die Schuhe auszuziehen, um besser schwimmen zu können. 
Dann turnte ich über die Trümmer nach achter, fand hier die Situation weniger kritisch 
und befahl, sofort Notleuchtsignale abzugeben, die Zillen ins Wasser zu werfen und bereit 
zuhalten sowie die gesunden Mannschaften zum Pumpen. Jetzt hörte ich auch vereinzelte 
Gewehrschüsse von der Seite der Insel. Der Maschinenmeister hatte schon, ohne Befehle 
abzuwarten, die Bergauerpumpe beim achteren Kesselraume angesetzt. Steuermann Baum 
gartner stand beim Guckausanker (Heckanker) bereit und trug, ob wir ankern sollten, 
was ich bejahte. Fregattenleutnant Baron Gemmingen beauftragte ich, sich um die Signal 
mittel zu bekümmern, den Geschützvormeister Fortin, die Verschlüsse der Kanonen zu 
entfernen. Fregattenleutnant Stock wollte ich veranlassen, nachdem die meisten Leute 
achter arbeiteten, dorthin zu kommen, worauf er mir seine Verwundung, einen Chock, 
mitteilte. Jetzt begann sich das Patrouillenboot langsam zu nähern; ich ließ die Anlege- 
seite beleuchten und befahl dem Kommandanten dann, in erster Linie die Verwundeten 
einzuschiffen, dann mit den elektrischen Lampen das Deck zu beleuchten. In diesem Mo 
mente krachte eine Infanteriesalve vom serbischen Ufer her. Ich befahl, die Schnellfeuer 
kanonen zu bemannen und auch aus den Maschinengewehren des Patrouillenbootes das 
Feuer zu erwidern. Da die Situation auf Deck für die ungeschützt arbeitenden Leute un 
haltbar wurde und trotz des Pumpens das Wasser in allen Räumen stieg, gab ich endlich 
das Schiff für verloren, befahl allen Mannschaften, sich niederzuwerfen und an Bord des 
angelegten Patrouillenbootes zu kriechen.“ 8 
8 ) Siehe Abschnitt „Rückblick“, Wirkungen des fdl. Gewehrfeuers.
	        
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