Volltext: Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege 1914 - 18

Am 28. September erhielt ich in Apatin die Weisung des Chefs der ZTL, 
die „Elöd 44 -Versuchsfahrt abzubrechen und nach Wien einzurücken. Wenige 
Stunden später in Mohäcs die Telephondepesche des Majors Weis aus Sofia: 
„Lage bedeutend gebessert, vorläufig keine Gefahr. 44 Tags darauf in Buda 
pest die telephonische Bestätigung letzterer Nachricht vom Chef der ZTL 
mit der Bemerkung, daß die „Elöd 44 -Reise fortgesetzt werden kann. 
Am 30. September fand ich in Wien nur günstige Nachrichten vor, untet 
anderem, daß eigene und deutsche Truppenverstärkungen in Sofia und Nisch 
eingetroffen sind. Da aber die Bergung eines großen Parkes auf einer 
Strecke von 1100 km nicht nach wechselnden Augenblickssituationen, son 
dern nur nach einem überlegten, festen Plan geregelt werden kann, der not 
wendigste Warenverkehr überdies nicht tangiert war, blieben die erlassenen 
Verfügungen trotz stillen und offenen Widerstandes seitens zahlreicher Or 
gane aufrecht. Selbst der sonst sehr einsichtsvolle Schiffahrtsreferent des 
AOK machte mir gelegentlich der täglichen Telephongespräche öfter den 
Vorwurf, die Interessen des Schiffsparkes mehr als jene der militärischen 
Notwendigkeiten zu berücksichtigen. Jedesmal überzeugte ich ihn in sach 
licher Weise, daß das sinnlose Opfern von Schiffsmaterial kein militärisches 
Bedürfnis sei. 
Am 30. September abends telephonierte Major Weis, daß Bulgarien Waf 
fenstillstand geschlossen habe; österreichisch-ungarische und deutsche For 
mationen müßten bis 27. Oktober Altbulgarien räumen, der Schiffspark also 
spätestens an diesem Tage westlich der Timokmündung sein. 
Vergebens waren die täglichen mündlichen und telephonischen Vorstel 
lungen bei den Referenten des AOK und OHL, einen allgemeinen Bergungs 
befehl zu erwirken. Beide erklärten, mit ihren Argumenten nicht durch 
dringen zu können. Da der Rahmen der aus eigener Initiative erteilten Be 
fehle ohne sofortige Desavouierung nicht überschritten werden konnte, ver 
suchte ich durch Entsendung von 17 starken Zugdampfern von der oberen 
nach der unteren Donau die dortige Remorkkraft derart zu stärken, daß bei 
Einlangen des täglich urgierten Befehles die Bergung rascher vor sich gehen 
kann. Belohnungen für gute Fahrleistungen wurden verdoppelt. Um Erledi 
gung der vor einem halben Jahr vorgelegten Auszeichnungsanträge bat ich 
allerdings vergebens. 
Der Erfolg der bereits ergangenen Befehle war in den ersten acht Tagen 
der, daß Orsova 106 Objekte bergwärts und 27 talwärts passierten. Das war 
natürlich zu wenig, ebenso der vom AOK am 5. Oktober eingetroffene Be 
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