Volltext: Der österreichische Staatshaushalt und die Steuerreform (Teil II. / 1909)

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die Konsumenten sich zu unterwerfen gesucht. In der Letzten Zeit findet 
es allerdings einen starken Gegner in der Boykottbewegung der 
organisierten Arbeiterschaft. 
Die Gefahr dieser ganzen Entwicklung wird durch die neuer 
liche Steuererhöhung noch erhöht werden. Wie groß sie ist, zeigen 
nachstehende Ziffern: 
Sie ver 
und leisteten 
einen 
Ueber die 
Grenze aus 
und dafür 
für gezahlte 
In der 
bestanden 
steuerten 
Steuerbe 
geführt^ 
Steuern 
Kampagne 
Brauereien 
Millionen 
Hektoliter 
trug von 
Millionen 
Kronen 
wurden 
Tausende 
Hektoliter 
restituiert 
Tausende 
Kronen 
4865/66 
2666 
7'1 
29-5 
59 
199-5 
1870/71 
2390 
9'4 
37-9 
131 
53-7 
1875/76 
2248 
11-6 
43-4 
179 
65'5 
1880/81 
2022 
11'5 
42-4 
200 
7-64 
1885/86 
1873 
11-9 
43-9 
223 
8-29 
1890/91 
1724 
14-0. 
51‘6 
320 
qi-85 
1895/96 
1579 
18-6 
67-2 
570 
21-76 
1900/01 
1383 
20-1 
72-8 
717 
31-00 
1902/03 
1341 
19-2 
70-3 
1030 
44-32 
Die Zahl der Brauereien ist demnach seit 1866 von 2666 auf 1341 
Qlso auf die Hälfte gesunken, während die erzeugte Biermenge 
oon 7-1 Millionen Hektoliter auf 192 Millionen im Inland und 
1-03 Millionen im Ausland getrunkenen Bieres aufstieg, also sich 
nahezu verdreifacht hat. Die Finanzpolitik der Regierung wird 
das volle Kartell der Biermagnaten über den Ruinen vieler Existen 
zen zum Abschluß bringen und diese Branche des Alkoholkapitals 
wird sich am Publikum schadlos halten. Dies vor allem durch eine 
Verschlechterung des Vieres! 
Die kartellierten Brauereien werden, die Steuer einzuholen, zu 
einer Verschlechterung der Bierqualität greifen. Sie 
können das Bier verschlechtern dadurch, daß sie l e i ch t e r e W ü r z e 
erzeugen, und dies hätte selbstverständlich eine Herabminderung des 
Steuererträgnisses zur Folge. Eine solche Wirkung konnte im Deutschen 
Reiche beobachtet werden, als daselbst vor zwei Jahren die Malz- 
steuer erhöht wurde. Diese Erhöhung erfolgte in viel geringerem 
Maße als die in Oesterreich in Aussicht genommene Steigerung. 
Wenn man nur annimmt, daß in Oesterreich durchschnittsweise die 
Gradhältigkeit der erzeugten Bierwürze um 05 Sacharimetergrade 
herabgesetzt würde, so würde dies bei 18 Millionen Hektoliter Er 
zeugung zirka 10 Millionen Hektolitergrade ausmachen, was bei 
einem Steuersätze von 70 H. einen Steüerrückgang von zirka 7 Mil 
lionen Kronen bedeutet. Daß d i e B i e r genießenden Be 
völkerungskreise die Aussicht auf eine Verschlech 
terung der Bier^qualität mit Besorgnis erfüllt, 
wird man b e g r e i f l i ch f i n d e n. Die Regierung will bei der 
Mehrbesteuerung des Branntweines über das Erhöhungsausmaß 
von 50 H. per Liter Alkohol nicht hinausgehen. In 100 Liter 
leichten Bieres sind zirka 2-5 Liter Alkohol ent
	        
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