Volltext: Der österreichische Staatshaushalt und die Steuerreform (Teil II. / 1909)

20 
geben. Wir geben Geld aus für die Wohnung — der Staat nimmt 
vom Mietzins die Hauszinssteuer; wir wenden Geld auf für die Be 
leuchtung — der Staat besteuert das Petroleum; wir kaufen Brot, 
Fleisch, Kaffee, Bier — der Staat hat seine Steuer schon sicher: für 
die Luft, in der wir wohnen, für das Licht, für das tägliche Brot 
und den täglichen Trunk, selbst für die Kleidung zahlen wir Steuer. 
Und die meisten wissen das gar nicht, dank der listigen, heimtückischen 
Erfindung der indirekten Steuern ! (I., Seite 16 folgende und Seite 
30 folgende.) 
Jedermann beachte folgende Abgaben und die mummen, die diese 
Abgaben im Jahre 1907 trugen. 
A. D i e V e r z e h r u n g s st e u e r n. 
1. Für Germ zur Bereitung von Mehlspeisen, die „Abgabe für Kronen 
Preßhefeerzeugung" . . . 825.441 
2. Für Brennspiritus („Denaturierungsgebühr") ....... 920.441 
3. Für Trinkbranntwein (Branntweinsteuer) 95,383.970 
4. Für Bier 80,880.747 
5. Für Wein und Most 12,878.677 
3. bis 5. für alkoholische Getränke allein also zusammen 
189,143.394 Kr.! 
6. Für Zucker 132,248.356 
7. Für das Licht der Armen (Petroleum) 20,108.212 
8. Für Fleisch und Schlachtvieh 16,825.385 
9. Für sonstige Gegenstände 1,516.517 
10. Für die obigen und andere Gegenstände, von denen Städte 
einen weit höheren Betrag einheben, aber an den Staat nur 
abführen eine runde Pachtsumme 6,357.217 
11. Dazu noch Nebenerträge 2,037.500 
Eigentliche Verzehrungssteuern . . 369,982.469 
Hierzu gerechnet kann noch werden 
12. Die „besondere Abgabe vom Ausschank geistiger Flüssigkeiten" 
im Betrage von 2,335.153 
Gesamtsumme . . 372,317.622 
Halten wir gegen diese 372 Millionen der Verzehrungssteuern 
alles, was die Besitzenden direkt leisten, also obige 253 Millionen, so 
sehen wir, daß schon diese indirekte Steuer der Massen für sich allein 
weitaus mehr einbringt, als die Besitzenden ins Steueramt tragen! 
Aber das ist lange, lange noch nicht alles! 
B. Di;e Zölle. 
Wie diesgrößeren Städte durch eine Verzehrungssteuerlinie ab 
geschlossen sind, so umgibt sich der Staat mit einer Zollinie: 
Was über die Zollschranken hinübergebracht wird, das wird besteuert 
und verteuert! Bei uns wächst kein Kaffee, kein Tee, kein Kakao. 
Diese drei Genutzmittel müssen über die. Grenze, sie sind sämtlich 
versteuert! Der Zollertrag wird in G o l d g u l d e n ausgedrückt. Im 
Jahre 1906 hat der nach Oesterreich eingeführte 
Kakao 1,484.918 Gulden in Gold 
Kaffee 39,625.589 „ „ „ 
Tee 2,526.747 „ „ „
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.