Volltext: Der Weltkrieg in Bildern und Dokumenten nebst einem Kriegstagebuch. Zweite Folge. (Zweite Folge / 1915)

Erste Sonder-Nusgabe. 
Ostdeutsche Kolkszeitung 
- --- General-Anzeiger für Ostprentzen. - 
Sliffet&lirg, <comt«6tB&, de# 12. Stpfmii« 1914. 
Tin Harra unfern hrnocit Krieger»! 
Wer den Jubel heute sah, als die erste deutsche Ulanenpatrouille wieder auf nusern Markt 
sprengte, wie wir uns alle die Hände reichten mit innigem, hellem Blick,' der vergißt das nicht wieder 
in seinem Leben. 
Hinter uns liegen gut >2J4 Wochen der Knechtschaft; nicht so,grausam, wie wir anfangs fürchteten — 
wir wollen gerecht fein auch. dem Feinde gegenüber, der feind Manneszucht hielt aber doch 
lastend wie Blei auf unserer Seele, nie ohne Gefahr für den Einzelnen; und wie Mehl- 
tan warö gefallen auf unser» frische« Mut, auf unsere Hoffnung. Von aller Welt, so vielfach anch 
von unser» nächsten Lieben abgeschnitten, in allem Wesentlichen angewiesen ans dürftige, für uns 
künstlich zugeschnittene Nachrichten ans dem weiten-Kriegsfelde, mußten wir den langen Hoffnungssaden 
spinnen in die Zukunft. Und wenn dann hin und wieder der Schleier ein wenig sich zu lüften schien, 
wenn bald von den raschen glorreichen Siegen an der Westgrenze des großen Vaterlandes, bald von 
dem zähen blutigen Ringen im Westen und Süden unserer engeren Heimat eine dunkle Knnde kam, 
wie haben wir dankbar das genossen, dankbar und doch immer voll Sorge ob der helle Schein stand- 
hielt, ob er nicht gar zu bald wieder verschlungen würde durch eme düstere Wolke! Und nun heute 
nach den bangen Stunden der Erwartung, als der dumpse Donner der Geschütze und zuletzt daneben 
der hellere Ton des Kleingelvehrfeuers uns immer näher rückte, als schließlich der Kampf an unsere 
Tore drang, wie still waren die Straßen, wie zagten wir da dem Erlösnngswort entgegen, und wie 
hell klang schließlich der Siegesjubel! 
Wer in diesen Wochen seiner Pflicht getreu stand hielt, der durfte iu der schweren Zeit nicht nur, 
wie sonst die Freuden, er durfte auch einmal die Sorgen mit seinen Mitbürgern teilen, er konnte auch 
so viel ungeahnte Tatkraft, so viel selbstlose, nie ruhende Arbeit für das Wohl unserer Stadt be- 
wundern. Wir haben alle gelernt; der Krieg hat auch uns alle in die Schule genommen; Mannes- 
inut und ruhiges schlichtes Gottvertrauen werden wir nie wieder gering achten, und ein festes Zu- 
sammenfchließen zu edlem, tüchtigem Zweck werden wir schätzen. Eins aber ist doch das Schönste: 
Unsere eignen Väter, Brüder, Söhne sind es, die uns den Tag der Freiheit wieder gaben, und, wenn's 
auch nicht ohne schwere Opfer ging, die alte Tüchtigkeit- und Tapferkeit unseres Heeres hat nach Gottes 
Fügung doch schließlich wieder die Flut der Feinde geworfen; auch bei uns im Osten wird bald keine 
Russeichaich mehr ein Fleckchen deutscher Erde.festhalten. Drum aus tiefem Herzen und mit vollem Klang: 
Ein-Hurra unseren braven Kriegern? 
Gottes Segen mit. unserm Vaterland! 
Jnsterburg, den 11. September 1914, 
Dr. O. Lücke, 
Bekanntmachung. 
Meine lieben Mitdnrger! 
AuS der Begeisterung. mii Welcher Sie gestern unsere braoeu Truppen bei ihrem Einzüge in unsere fi«6e Vaterstadt begrüßt haben, habe ich ersehen, welche 
Freude Sie empsunden habere endlich ro» der russische» Knechtschast erlöst zu sei». 
Ich erwarte uon der Bürgschaft, da» sie auch weiterhin die Ordnung »ach allen Richtungen h>» ausrecht erhalten wird und halt« cS für notwendig, zu diesem 
Zwecke das bisherige Verbat des Berlaus» alkoholischer Getrcknle an die Trupp«n und ZioilbeoMiung streng ausrecht zu erhalte». Sämtliche Destillationen und Siestaura« 
tiouen müssen geschlossen bleiben. 
Jnsterburg. den 12. September 1914. 
Der Magistrat 
I. V. 0r. LtsrtrvvüÄ. 
Äuchdruckerei W Ostdeutschen Aotks^iwng k, Inllerburg, Fvma Otto Mahnle. 
Erste Ausgabe der Ostdeutschen Volkszeitung, nachdem die Russen 
vertrieben worden waren. Nach emer phytogr, Aufnahm?,
	        
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