Volltext: Der Weltkrieg in Bildern und Dokumenten nebst einem Kriegstagebuch. Zweite Folge. (Zweite Folge / 1915)

Bckanntmachlliig. 
Allen Einwohnern OstprentzenS. 
(Hestern den 1. — 17. August überschritt das'Kaiserliche Russische Heer die Grenze Preußen« »nd mit dem Deutsche« Heere kämpfend, seh« 
eS seinen Porniarsch fort. 
Der Wille des Kaisers .aller Reussen ist, die friedliche!, Einwohner zu schone». 
Laut der mir Allerhöchst anvertraute» Vollmacht »lache ich sollendes bekannt: 
1. Jeder, von Teilen der Einwohner dein Kaiserlichen Russischen Heere geleistete Widerstand, wird schonungslos und ohne Untcrschied des 
Geschlechtes und des Alters bestraft werde». 
2. Orte, in denen auch der kleinste Anschlag auf das Rassische Heer verübt wird, oder in denen den Vcrffigm'gcn desselben Widerstand 
geleistet wird, werden sofort niedergebrannt. 
';{. Falls die Einwohner Ostpreußens sich keine feindlichen Handlungen j» Schulden komme» lasse», so wird an<b der kleinste dem Rnssischeu 
Heere eriviesene Dienst reichlich befahlt und belohnt werden; die Ortschaften werden verschont und das Eigentumsrecht wird gewahrt bleiben. 
Gezeichnet: von RenAenkampf, 
General-Adjutant Seiner Kaiserlichen Majestät, General der Kavallerie. 
Bescheinigung. 
Tie nissische Militär-Obrigkejt bescheinigt hiermit, daß Herr 
Dr. Max Bierfreund 
zum Gouverneur der Ttadt Zusterbur^ 
ernannt worden ist. 
Fnfterburg, 24. Augustj 1914. 
General-Adjutant Seiner f*ai[erliehen Majejtät, General der Kavallerie. 
von Rennenkampf. 
An die Einwohner Jnsterburgs und die Flüchtlinge Ostpreußens!! 
Wie ist unsere Lage? 
Ter Feind ist bis i» unsere Stadt vorgedrungen und hält dieselbe bis auf Weiteres, - unter Umständen bis zur Beendigung des Krieges — 
mit einem Obersten nnd eiiieiu Reginiem dauernd besetzt. Jeder Widerstand gegen die obigen Bestimmungen hat die Anssührnng der angedrohten 
Strafen dnrch den rnffischen Ortskommandanten zur unweigerlichen Folge. Außerdem .müsse» anch dafür die von »nserer Bürgerschaft bis zur Beendi- 
gung des B'iegeS als GeivahrMr die friedliche Haltung der Zibilbebdlkerung zu stellenden '-i Geißel» oder Biir^e» für jeden von einer Zivil- 
Person auf das russische Heer verübten Anschlag mit dem Leben büßen. Da diese drei Bürgen von uns bis zur Beendigung des Krieges gestellt 
werden müssen bestimme ich, daß je drei Bürgen sür die Tauer von 24Stunden in fortlaufender Reibe sich zur Verfügung Kelle». Ta die Bürg- 
schafi »er drei, sich freiwillig gestellten Bürgen: Stadtrat" Kcftlcr, 'Architekt Lanrinat und Oberkellner Ufcmi uM-dei» Ä». S. von l» Uhr abläuft, 
werde» von da ab je drei weitere Bürgen, voil »>ir bestimmt werden. Wer meiner schriftlichen Ausfordernug zur Uebernahme der BiirgschaftS- 
leistuug nicht pünktlich Folge leiste^ wird dnrch die für die Bewachung der Bürgen bestimmte russische Militärwache zwangsweise Herbeigeholt.! 
Ich fordere nun nochmals jedermann aus, sofort jede Art von Schußwaffe» auf der Polizeiwache abzuliefern. Wer fortan u» Beptze 
einer Schußwaffe betroffen wird, verfällt unbedingt den oben angedrohten Strafen, das heißt, er wird kurzerhand erschossen: 
Ich cnnächtige die Hausbesitzer, sofort die von den Mietern verlassene« Wohnungen z» öffnen, unter eigener Verantwortung ans das Vor¬ 
handensein von Schußwaffen zu durchsuche» uud die gefu»de»en Waffen zur Polizeiwache zu bringen. Anch herrenlos vorgesundene Waffen, ;inö= 
besondere etwa aufgefundene deutsche oder russische Militär-Gewehre, sind ebensalls ans der Polizeiwache abzuliefern. 
Außerdem ivarne ich jeden, etwa gesnndene russische militärische AusrüstiuigSgegenstände, <A!nnition, Waffen, Achselklappe» usw.) sich änzu- 
eignen, da beim Vorfinden solcher Gegenstände der Besitzer ebenfalls Gefahr läuft, in strengster Weise vom russischen Befehlshaber bestraft zu werde». 
I«sterl»irg, M.. August 1;X4. ' ''' 
Der Gouverneur 
Di*. Bierfreum). 
Proklamation des russischen Generals Nennenkampf beim 
Aberschreiten des deutschen Grenzgebietes. 
Bald daraus, am 28. August, wurde die Armee Nennenkampfs 
durch den Generalobersten v. Hindenburg gänzlich geschlagen.
	        
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