Volltext: Heimatbuch des Marktes Zell bei Zellhof

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erhoben wurden, finden. Zell aber ist ganz anders angelegt. Sein Markt- 
platz ist nicht, wie dies sonst meist der Fall ist, nur eine Verbreiterung der 
Straße, sondern er stoßt zwar mit einer Seite an die Straße an, zieht sich 
aber in einem rechten Winkel in bedeutender Länge und Breite bis zu dem 
Platze, auf dem der Hof stand, hin. Und um diesen Marktplatz herum grup- 
piert sich der Hauptteil des Marktes, jener Teil, der nach dem früher ge- 
nannten ältesten Kern von Zell an zweiter Stelle entstanden war. Eine 
derartige Anlage hätte bei einer bloß allmählichen, dem natürlichen Wege 
folgenden Erweiterung des Ortes niemals entstehen können, die mußte 
künstlich geschaffen worden sein, zumal Zell noch um 1536 außer der Häuser- 
gruppe uni den Marktplatz und jener älteren am Fuße des Kirchenhügels 
nur ganz wenige vereinzelnte Hänser aufwies. Den Hauptteil des Marktes 
Zell müssen wir daher, auch wenn keine Nachrichten darüber vorliegen, als 
eine planmäßige Gründung betrachten. Irgend eine weitausschauende Per- 
sönlichkeit hatte den Plan gefaßt, hier einen Handelsplatz anzulegen, hatte 
dann nach Erwirkung der notwendigen Privilegien einen Marktplatz und 
ringsherum Hofstellen abgesteckt, hatte Siedler, vor allem Handwerker und 
Gewerbetreibende herbeigerufen und so den Markt gegründet. Gut die 
Hälfte des Grundbesitzes des Hofes in Zell war dazu verwendet worden, 
Platz für die Hofstellen zu gewinnen und den neuen Bürgern Nutzgründe 
zu Gärten und Feldern zuzuweisen, wobei allerdings der Nutzgrund, den 
die Bürger erhielten, noch immer verhältnismäßig wenig war. Denn viel 
Boden war damals noch unfruchtbar. Die ganze Au z. B. war noch Gestrüpp 
und blieb es teilweise bis gegen 1800. Manche der heutigen Felder waren 
noch Wald und wurden erst Jahrhunderte später gerodet. Als planmäßige 
Gründung steht Zell durchaus nicht vereinzelnt da. Allem Anscheine nach 
dürfte die Marktgründung in Zell im 12. Jahrhundert erfolgt sein. Jener 
Heinricus de Celle, der 1208 in einer zu Mauthausen ausgestellten Urkunde 
als Zeuge genannt wird (OÖUB. II. S. 514), dürfte wohl schon ein Bürger 
des neuen Marktes oder vielleicht dessen Richter gewesen sein. Die frühe 
Zeit, sowie die Art der Entstehung des Marktes Zell machen es verständlich, 
daß Zell wohl schon sehr bald urkundlich als Markt genannt wird, daß aber 
doch keinerlei Nachricht über eine Verleihung des Marktrechtes vorliegt. 
Über die ersten Schicksale des neuen Marktes haben wir keine Nach- 
richten. Wohl aber haben wir eine Beschreibung, der wir entnehmen können, 
wie es am Beginne des 13. Jahrhunderts in der Zeller Gegend aussah. 
Aus der Zeit um 1230 ist uns nämlich ein Urbar erhalten, in dem ein Ab- 
schnitt den Titel „In officio Ottonis de Celle in Riedmarch" (= im Amte 
des Otto von Zell in der Riedmark) führt. Darin wird Zell schon ein Markt 
genannt, aber es wird hinzugefügt, es sei damals verödet gelegen. Ein 
gleiches Schicksal teilten mit dem Markte etwa 20 Bauernhöfe in der Gegend 
von Straß, Schönau und um den Ellerberg und um Kroned. Vermutlich 
dürften kriegerische Ereignisse und nicht, wie andere meinen, ungenügende 
Lebensmöglichkeit die Ursache dieser Verödung gewesen sein. Die beiläufige 
Aufzählung der verödeten Höfe läßt auf einen Plünderungszug in der 
Richtung von Unterweißenbach her über Straß, Schönau, dann dem Wege 
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