Volltext: Heimatbuch des Marktes Zell bei Zellhof

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Der Hof an der Stelle des heutigen Marktes Zell und das Kirchlein 
dabei dürften aber nicht lange allein gestanden sein. Sehr bald entstanden 
rings um den Hügel, auf dem die Kirche liegt, etliche Häuser. Denn Hof 
und Kirchlein an der Stelle des heutigen Marktes Zell lagen nicht so ent- 
legen wie der Zellhof, sondern hier führte der älteste Verkehrsweg der 
Gegend vorbei, eine Straße oder richtiger ein Saumpfad, der von der 
Donaugegend nach Zell herein und von da weiter nach Norden führte. 
Innerhalb der Pfarre Zell folgte dieser Weg ungefähr der heutigen Straße 
nach Allerheiligen und in nördlicher Richtung dem Fahrwege Haselbach—- 
Sarmingmühle—Prantegg. An diesem Wege liegen, eines ausgenommen, 
alle Häuser der Pfarre Zell, die in alter Zeit als an dem Weg gelegen 
bezeichnet wurden, nämlich südlich von Zell das Tiefenwegergut, nördlich 
das Wegerergnt bei Hirtlhof, dann Rabl und Fux, die früher Räbleiu am 
Weg und Fux am Weg hießen, und schließlich das Wegerergut bei Prantegg. 
Außerdem lag an diesem Wege eine uralte Mautstation, das heutige Mautner- 
gut, früher Mauterlehen. Und noch ein Zeuge ist da, der von diesem alten 
Verkehrswege erzählt, das Hedwigsbründl. In Urkunden des 15. und 
16. Jahrhunderts wird nämlich Zell vereinzelnt Zell zu St. Hedwig, das 
heißt Zell beim St.-Hedwigs-Bründl genannt. Nun findet sich aber in der 
Mitte des 13. Jahrhunderts daneben auch die Bezeichnung Zell zu sand 
Herweit oder Hedweig, auch Heytweg, ältere Formen, die nach einer Mit- 
teiluug Dr. K. Schiffmanns aus Hörweg = öffentlicher Weg entstanden 
zu sein scheinen. Zell zu sand Herweit ist darnach nichts anderes als Zell 
am öffentlichen Weg und das Herweitsbrüudl ist das Brüudl am öffentlichen 
Wege, jenem alten Verkehrswege, an dem es auch wirklich liegt. Die Um- 
formung zu Hedweig, Hedwig und die Beziehung des Namens auf die 
hl. Hedwig erfolgte erst später, als man keine Kenntnis der ursprünglichen 
Bedeutung mehr hatte. Bezeichnend ist auch die Sage, die sich an das 
Hedwigsbründl knüpft. Die hl. Hedwig soll in eisernen Schuhen zu Fuß 
nach Rom gewandert sein. Dort, wo das Hedwigsbründl ist, hätten die 
eisernen Schuhe Löcher bekommen und dort sei dann aus das Gebet der 
Heiligen hin das Bründl entsprungen. Die Sage weist ebenfalls auf diesen 
Weg als einen alten Verkehrsweg hin. 
Diese Lage am ältesten Verkehrswege der Gegend bot günstige Vor- 
bedingungen sür das Entstehen und die Entwicklung einer größeren Siede- 
luug. Daß eine solche Siedelung den Namen vom Hofe übernahm und 
ebenfalls daz Celle oder kurz Zell genannt wurde, war ganz naturgemäß. 
Der für die bauliche Entwicklung der Siedelung natürliche Weg war die 
Anlage einer Häusergruppe entlang der Straße. Dementsprechend ge- 
staltete sich der älteste Teil der Siedelung Zell, die Häusergruppe entlang 
der Straße am Fuße des Kirchenhügels. Dann aber erfolgte ein gewalt- 
samer Eingriff in die Entwicklung, es wurde mit einem Schlage nach einem 
vorgefaßten Plane ein Markt angelegt. Wäre der Ausbau der Siedelung 
dem natürlichen Wege folgend vor sich gegangen, dann wäre, wie schon 
gesagt, ein Straßendorf entstanden, das heißt eine lange Siedelung entlang 
der Straße, wie wir das in so vielen Orten, die erst nachträglich zum Markte
	        
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