Volltext: Heimatbuch des Marktes Zell bei Zellhof

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werden, und dann weiterhin in den Nortwalt hinein, ohne daß hier eine 
bestimmte Grenze festgesetzt wurde. Diese Grenzbestimmung führt uns in 
die Gegend von Zell. Denn die Punkte, an denen Aist und Naarn aus 
Quellbächen zu Flüssen werden, sind dort, wo Wald- und Feldaist ineinander 
münden und wo sich die große und die kleine Naarn vereinigen. Die Ver- 
bindungslinie der beiden Punkte führt etwas südlich von Zell hin. Bis 
hieher, bis gegen Zell herauf reichten also die Besitzungen, die Graf Wilhelm 
dem Kloster St. Emmeram übergab. In der Zeller Gegend aber begann 
der Urwald, den man damals Nortwalt nannte. Auch diesen übergab der 
Graf dem Kloster. Eine bestimmte Grenze darin abzustecken, fand man gar 
nicht für nötig. Das Kloster mochte sich vom Walde nehmen, soviel es wollte 
und konnte. Bei Zell UrWaldgrenze, das ist also das Bild, das wir aus der 
Zeit um 853 von unserer Gegend haben. Daß der Markt Zell damals noch 
nicht bestand, ist selbstverständlich. Die Urkunde nennt in der ganzen Gegend 
keinen Ort außer Aisthofeu. 
Als man dann daran ging, den Urwald zu roden, dürften die ersten 
Höfe wohl Güter von großem Ausmaße gewesen sein. Denn man konnte 
noch nicht mit einem reichen Ertrage des Bodens rechnen und darum brauchte 
man viel Grund. Wir finden denn auch gerade in der Zeller Gegend eine 
Anzahl solch ausgedehnter Höfe, so Aich, Hirtlhof, dessen vier Häuser ur- 
sprünglich ein einziges Gut ausmachten, Lanzendorf, das auch ein einziges 
Gut war, Rigl, Zellhof, die drei Maierhofgüter, die zusammen gehörten, 
und andere. Ein solcher Hof mit großem Grundbesitze lag auch dort, wo 
heute der Markt Zell steht, und zwar am oberen Ende des Marktes. Sein 
Grundbesitz umfaßte die ganze heutige Marktgemeinde Zell. 
Bei diesem Hofe wurde dann einmal, vermutlich vom Inhaber des 
Hofes selbst, ein kleines Kirchlein erbaut. Es geschah dies aller Wahrschein- 
lichkeit nach schon sehr früh, vielleicht schon im 11. Jahrhundert. Wem das 
Kirchlein ursprünglich geweiht war, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit an- 
geben. Es kann schon von Anfang an eine Johannes-Bapt.-Kirche gewesen 
sein, wie noch heute, es kann aber zuerst auch eine Marienkirche gewesen 
sein, denn im Urbar von 1336 wird bei der Erwähnung der Kirchengrund- 
stücke von einer Franenzöch gesprochen und noch in der Mitte des 17. Jahr- 
hundertes stand auf dem Hochaltare ein Marienbild. Ganz sicher aber war 
es noch keine Pfarrkirche, sondern eine reine Privatkirche, wie wir solche 
in alter Zeit nicht selten finden. Es war wohl dabei-anch eine kleine Woh- 
nung, in der reisende Priester oder Mönche, wenn sie in diese Gegend 
kamen, Unterkunft finden und eine Zeitlang verbleiben konnten. Derartige 
Kirchlein nannte man gerne Kella, Zell und darnach wurde dann auch der 
Hof, bei dem das Kirchlein stand, benannt. Noch 1303 hatte der Hof keinen 
anderen Namen, er wurde Hof daz Celle, das ist Hof bei der Zell genannt 
(OOUB. IV. S. 434). Auf gleiche Weise erhielt auch der Zellhof seinen 
Namen. Auch dort war ein solches Privatkirchlein, ein Jakobikirchlein, erbaut 
worden, das, obwohl es geweiht war und jährlich seinen Kirchweihtag feierte, 
doch niemals ein öffentliches Gotteshaus wurde, sondern bis zu seinem 
Abbruch im 18. Jahrhundert Privatkirche blieb. 
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