Volltext: Heimatbuch des Marktes Zell bei Zellhof

Äus> dem Leben der alten Meönmrk 
Von Dr. Franz Berg er. 
Adalbert Stifter beginnt seine Erzählung „Am Waldwasser" mit den 
Worten: „Wenn von unserem wunderschönen Lande ob der Enns die Rede 
ist und man die Herrlichkeiten preist, in welche es gleichsam wie ein Juwel 
gefaßt ist, so hat man gewöhnlich jene Gebirgslandschaften vor Augen, in 
denen der Fels luftblau emporstrebt, die grünen Wasser rauschen und der 
dunkle Blick der Seen liegt: wer sie einmal gekannt und geliebt hat, der 
denkt mit Freuden an sie zurück und ihr heiteres Bild mit dem duftigen 
Dämmern und dem funkelnden Glänzen steht in der Heiterkeit seiner Seele 
— aber es gibt auch andere, unbedeutendere, gleichsam schwermütig schöne 
Teile, die abgelegen sind, die den Besucher nicht rufen, ihn selten sehen 
nnd, wenn er kommt, ihm gerne weisen, was im Umkreise ihrer Besitzungen 
liegt: wer sie einmal gekannt und geliebt hat, der denkt mit süßer Trauer 
an sie zurück." 
Dies ist das „hohe, vielgehügelte Land", zu dem man in staffelartigen 
Erhebungen vom Ufer der Donau allmählich emporsteigt. 
„In diesem Lande", sagt Stifter in seinem Werke „Der Nachsommer", 
„liegen die wenigen größeren Ortschaften sehr weit von einander entfernt, 
die Gehöfte der Bauern stehen einzeln auf Hügeln oder in einer tiefen 
Schlucht oder an einem nicht geahnten Abhänge. Herum sind Wiesen, 
Felder, Wäldchen und Gestein. Die Bäche gehen still in den Schluchten, 
und wo sie rauschen, hört man ihr Rauschen nicht, weil die Wege sehr oft 
auf den Höhen dahin führen. Einen großen Fluß hat das Land nicht, und 
wenn man die ausgedehnte südliche Ebene und das Hochgebirge sieht, so 
ist es nur ein sehr großer, aber stiller Gesichtseindruck." 
Dieses Land ist die alte Riedmark, das Land ostwärts einer Linie, die 
uns von Linz durch den Haselgraben in das obere Tal der Großen Rodel 
führt nnd von dort an das Knie der Moldau bis zur niederösterreichischen 
Grenze am Jsper- und Sarmingbach. Es ist ostmärkisches Gebiet, ein 
Bestandteil des Grenzlandes, das von Karl dem Großen nach dem Jahre 
800 gegen die aus dem Lande verdrängten mongolischen Avaren aufge- 
richtet wurde, der Ostmark, die sich von der Mühl und der Enns bis zum 
Kampflnß und dem Wienerwalde ausdehnte. 
In dem neu aufblühenden Lande wurde besonderer Wert auf den 
Donauhandel gelegt und damit auf die Besiedlung des dem Fluß zunächst 
gelegenen Gebietes, des Machlandes. Daher zählen die Orte an den Fluß- 
Mündungen der Gusen, Aist und Naarn, St. Georgen, Ried, Naarn, Hüt- 
ting bei Mitterkirchen und Saxen zu den ältesten Siedlungen der neuen 
Mark. Den Handelsplätzen Passau und Regensburg als Ausgangspunkt 
für den Handel nach dem Osten und ihren Herren oblag in erster Linie 
die Erschließung des verwilderten Landes und die Wiedergewinnung der
	        
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