Volltext: Rückblick auf die Geschichte der Stadt Urfahr a. D. in Oberösterreich

ich dort ankam, fingen schon unsere Geschäfte an. Erst um halb l Uhr 
früh kam ich in mein Duartier und um i Uhr muhte ich wieder aus¬ 
stehen und zur 'Kettung einer halben Eskadron von Erzherzog Johann 
Dragonern mein Möglichstes beitragen. Sie wurden noch glücklich aufs 
linke Ufer überschifft, aber schon am um 9 Uhr vornfittags rückten die 
Franzosen hier ein. Dieser Tag war für uns arme Urfahranerchoch der beste. 
Um 3. fing aber schon unser trauriges Los an. Um 729Uhr wurde 
schon aus der halben Drücke geblasen, dieses einigsmale wiederholt und 
da unser Kommandant keinen Trompeter hatte und nicht einmal der 
Tambour in Bereitschaft stunde, so wurde sogleich eine Kanone auf der 
Linzer Seite ausgeführt und, während als i). Graf v. Uicholt mit dem 
französ. Offizier am jenseitigen Urfahr spräche, abgefeuert- eben in dem 
Augenblicke, als ich meine Estafette durch einen Dragoner über Maut¬ 
hausen nach Enns und weiter in das Hauptquartier des kommandie¬ 
renden H. Generals abfertigen wollte, kaum L Klafter über meinem 
Kopfe, als ich eben aus dem Haufe des Thgrurgus Maier trat (heute 
Kirchengasse Dr. Z),in dem das Kommiffionszimmer war, fiel die Ku¬ 
gel in die Mauer dieses Hauses. Deben dem Fenster des Kommisfions- 
zimmers standen am Fenster H. Proviantverwalter allhier und ein günz- 
burgischer Beamter, folglich (schlug die Kugel) kaum eine Elle hievon 
(von uns ein). Dieses war der erste Schrocken, kein kleiner Schrocken, 
einer Kanonenkugel so nahe zu sein! Oie Beängstigung von diesem 
Leitpunkte bis in die späte Dacht war noch ärger. Oer Kommandant 
erbat sich Bedenkzeit; er wollte ohne Borwiffen des Urmeekommandos 
in die Herstellung der Brücke und Besetzung des Urfahrs nicht einwilli¬ 
gen. Dieses machte, dah 9 Kanonen von schwerem Kaliber auf der 
Linzer Seite aufgeführt und den ganzen Dachmittag gedrohet wurde, 
den Platz zu übergeben oder zu gewärtigen, dah Urfahr-Linz zu einem Stein¬ 
haufen verwandelt werde. Bis in die späte Dacht wurde negoziert, (vergeb¬ 
lich verhandelt) bis endlich auf Z Schiffen die Franzosen landeten und nach 
einem von unseren Leuten gemachten Schuh einen töteten und einen 
blesfierten und dann vermög Ukkords (Vereinbarung) unsere Besatzung, 
aus Z Kompagnien kekruten bestehend, nebst dem Kommandanten, einem 
Dbristlieutnant, abziehen liehen. Oes anderen Tags wurden mehrere 
Truppen ins Urfahr überseht und kam General Uudino selbst dahin. 
Dachmittag überschifften aber die meisten zurück; es blieben kaum 
70 Mann im Urfahr. Dieses hatte zur Folge einen nächtlichen Überfall 
der Kais, österreichischen Truppen vom 4. auf den 5. Dovember. Schröck- 
licheves kann man fich kaum etwas denken. Es ist weit noch über die 
Kanonenkugel, über den Lustand, wo man in der Sorge leben muhte, 
alle Augenblicke die Häuser ober einen eingestürzt zu fühlen. Jeder aus 
uns hatte ein besonderes Schicksal. Graf von Uicholt wurde um l Uhr 
nachts aufgeweckt, weil der franzöfifche kommiffär drohte, binnen zwei 
Stunden Urfahr plündern zu laffen, wenn die ausgeschriebenen kequi- 
fitionen nicht geliefert würden. Mährend dieser Leit, als Graf v. Uicholt, 
78 n
	        
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