Volltext: Rückblick auf die Geschichte der Stadt Urfahr a. D. in Oberösterreich

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wurden getötet. Ds wird auch berichtet, daß Landleute und Weiber man¬ 
chen Feind von den Häusern und Fenstern aus getötet hätten. 
In gleicher Weise fand am selben Tage außerhalb des prefchel- 
hoses (damals ein Bauernhof in der heutigen Bürgerstraße) ein großer 
Zusammenstoß statt, bei dem nahe an (MO Feinde getötet oder verwun¬ 
det worden sein sollen. 
Am 23. um ? Uhr früh näherte sich das kaiserliche Heer ganz 
der Stadt und um 8 Uhr sehte nicht nur das Getose der Geschütze und 
Bomben ein, sondern es wurden gleichzeitig auch Brände durch künstliche 
Feuer erregt. 
Aus der Umgebung des Linzer Kapuziner Klosters war das Gin¬ 
dringen in die Stadt sehr erschwert und bis gegen 4 Uhr nachmittags 
wurde das Unglück immer großer, sodaß um ? Uhr „Linz dem kleinen 
Troja an Verwüstung ähnlich war!" 
In unserem Bloster sammelten sich während der Beschießung über 
300 Franzosen und Bagern, sodaß auch die übrigen Zellen den Soldaten 
überlasten werden mußten. Diele liefen sehr geängstigt und verzweifelt 
im Garten durcheinander, weil eine große Wenge von Geschühkugeln im 
Umkreis einer halben Stunde um unser Bloster flogen. Dine Bügel von 
Ì2 Pfund wird in derì Bibliothek aufbewahrt, die mit großer Wucht in 
die Schule der Tleriker geschleudert wurde. Endlich um Z Uhr morgens 
zogen die Feinde ab und der Lärm und Jammer legte sich. 
Wir aber dankten Gott auf den Bnien für feine Gnaden. Beim 
nächsten Freudenmahl aber hatten wir (infolge des zurückgelastenen feind¬ 
lichen Proviantes) nicht nur selbst Brot genug, sondern es reichte auch 
für die zur Pforte kommenden Hungrigen ; einigen Bürgern schickten wir 
auch Speisen ins Haus. 
Ds ist ein Wunder, daß unser Bloster und das ganze Urfahr 
nicht befchädigt wurde, da doch unsere Soldaten von hier aus angreifen 
wollten und unfern ganzen Drt vor der Verennung der Hauptstadt an¬ 
zünden wollten. Dies. wäre sicher der Fall gewesen, wenn nicht die un¬ 
garischen Offiziere durch ihr großes Vertrauen zum Guardian den Ton- 
vent und den Drt verschont hätten. Daher beteten die Brüder seither nach 
der Watutin und nach der Vesper immer eine Antiphon mit Anrufung 
zum hl. Josef." )— — 
Die letzte Behauptung des Thronisten klingt zwar etwas über¬ 
trieben; tatsächlich hatte aber Bhevenhüller am ?. Jänner bei Wilhering 
eine Briegsbrücke schlagen lassen und der Dberst Baron Gberfeld hatte 
vom Hauptquartier den ausdrücklichen Befehl, mit feinem Regiment am 
23. früh das starkbefestigte Urfahr anzugreifen. Ds ist nicht bekannt, 
warum der Plan in letzter Stunde geändert wurde zum Glücke für 
unseren Drt; denn beim Bingen wären die zum Teile noch hölzernen 
Häuser Urfahrs ebenso leicht den Schwefelgranaten und Pechkränzen 
der Grenadiere zum Dpfer gefallen, wie l89 Häuser von Linz, die durch 
die Stürmenden in Brand gesteckt worden waren. 
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