Volltext: Rückblick auf die Geschichte der Stadt Urfahr a. D. in Oberösterreich

wurde, erklärte er sehr naio; daß er nur „Gssig" verkaufe, den er von 
Linzern bezogen!^8 Das war natürlich nicht wahr, denn größere Urfahrer 
Wirte bezogen ganze -Ladungen verschiedener Weine direkt aus Dieder¬ 
österreich. So beschlagnahmten die -Linzer im Jahre 1644 dem Urfahrer 
Dichter und Wirt Jodlbauer eine Sendung von 8l Timern Wein und 
klagten ihn des Betruges an, weil er die Lieferung, um unbehelligt zu 
bleiben, an Jodlbauer von „-Linz" gehen ließ, also gleichsam einen falschen 
Transportschein benützte'8. 
1582 nnd noch 1597 prozessierte die Herrschaft Stegregg für die 
Urfahrer Wirte gegen die -Linzer, weil diese den zuveisenden Fuhrleuten 
„bei bedrohter Wegnemung der Waren die Hörbergen im Urfar" verboten 
und die Herrschaft forderte nachdrücklich, daß man die Urfahrer bei ihrem 
„unvermeinten hergebrachten, ruhigen Gebrauch lasse" 19. 
1589 und 1604 und nochmals 1635 erhob der Wagiftrat von-Linz 
wieder Beschwerden „kontra Urfahr, wegen der Zuwider den Stadtfreiheiten 
aufgeführten gemauerten (Wirts-) Gebäu und Stöcke (Debengebäude), 
deren Aufführung doch auch von dev Landesregierung verboten worden"^. 
„Weilen das Dorf Urfahr Schad-Linz durch Handlung und Gaftung 
uns fo vielfältig in Schaden sehet," so verlangten die Linzer i. I. 1612 und 
wieder 1629 in Wajestätsgesuchen direkt die Erweiterungen des Stadt¬ 
rechtes auf das linke Ufer, also die Eingemeindung Urfahrs, „damit die 
gedachten Dorfleute zu mereren gehorfamb erhalten und die Wirtschaften, 
Daftgebungen auch Gewerb-Handtierungen desto fueglicher abgestellet 
werden möchten!"^ Ulso von wohlwollenden Absichten waren die da¬ 
maligen Bereinigungsbestvebungen gewiß nicht geleitet, wie denn auch 
der zweite Bogtherr Urfahrs, Graf Starhemberg in einer Degenäußerung 
1612 den Linzern vorwarf, daß sie den Arfahrern „jedes Stuck Brot nit 
vergunen, so diese ins Waul stecken" !18 
Allerdings, wenn die wiederholten Angaben der Linzer richtig 
waren, daß nämlich „etliche Wirtschaften Urfahrs so im Schwung waren, 
daß einzelne besonders zu den (Linzer Iahv-)Marktzeiten bis 100 Her- 
fönen beherbergten und 50, ja 80 Hferde eingestallt hatten, so daß etliche 
40 Wut (1200 Wetzen!) Hadern jährlich verfütterten,"'8 so begreifen wir 
den Geschäftsneid der Linzer von ehedem! Diese verfolgten Winkel¬ 
wirte, von denen insbesondere der prodlsischer, (heute Daffeehaus bei 
der Brücke) der Haslinger (Dchfenwirt?) und Jodlbauer (Gusenleitner) als die 
größten namentlich angezeigt waren, die werden gewiß von ihren heu" 
tigen Dachfolgern um den großen Umfang und Umsah ihrer Betriebe 
beneidet. 
Oer große Kundenkreis blieb den jedenfalls sehr umsichtigen Alt- 
urfahrer Wirten treu trotz aller behördlichen Verbote, die 1642 sogar 
durch „Hredict und Trumelschlag" öffentlich ausgerufen wurden'8 und 
die noch 1650 das Aushängen von Wirts- und Geschäftsschildern streng 
untersagten
	        
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