Volltext: Rückblick auf die Geschichte der Stadt Urfahr a. D. in Oberösterreich

Der gewitzigte Gerichtsvogt lieh nach beendetem Handel die be¬ 
leidigten Linzer „Urfehde"-Derföhnung schwören und erst nach dieser 
Hechtszeremonie war der Prozeß beendet — nicht aber der Streit selbst^! 
Die Urfahrer beanspruchten und übten die Donaufifcherei auch 
fernerhin. Das herzogliche Urteil verbot ihnen ja auch nur das Fischen 
auf der Fischweid an dem Wurf (wo?), also an einer bestimmten Strom¬ 
stelle. Ludern gehörte außerhalb des engen Burgfriedes das Fischwasser 
an beiden Ufern unterhalb Linz zu Siegregg; die Ufer ober Linz aber 
waren teils wildbergifch, teils landesfürstlich -, an diesen Stellen konnten 
also die Urfahrer mit grundherrschaftlicher Erlaubnis fischen. Uber die 
Urfahrer fischten auch weiterhin in der Burgfriedgrenze, was die Linzer 
zu wiederholten neuerlichen Hlagen veranlaßte. 
So beklagten fich die Linzer l5Ll bei den Heformationskom- 
mifiären (einer vom Kaiser War eingesetzten neuen Landesregierung) 
in einer langen Heihe von „Befchwernus-Urtikeln" auch^: 
„Lum sechsten Dnndersten (unterstehen) fich die Brfarer wider 
'Onnser Primilegia, sregheiten'vnnd wider allts herkhomen an den Segen¬ 
wurf auf vnd ennhalb d. Thuenaw gweltiglichen zevischen, wiewoll wir 
fg ze mermallen vor Irer Gbrighhait darumben Beclagt, aber bisher khain 
Wendung befchechen". 
Die Linzer, beziehungsweise die hohen Hegierungsräte, scheinen 
aber auch damals nicht viel ausgerichtet zu haben, denn wieder iOO Jahre 
später im Jahre 1608 erfahren wir abermals von Hlagen der Linzer 
„wegen Fifch-Fürkauf und verbotenemFifch-Derkauf durch die Urfahrer"7". 
Ts wurden die Fischer streitig keiten ausführlicher behandelt als 
ein Beispiel der fortwährenden Zwistigkeiten der Linzer mit den Urfahrern 
Ruch zahlreiche weitere Händel spielten fich ähnlich hartnäckig und ähnlich 
ergebnislos ab: die Linzer, auf ihre Privilegien pochend, prozeffierten 
jahrelang, die Urfahrer remonstrierten unverdrossen; die Linzer erhielten 
ex offo Hecht, die Urfahrer ließen fich aber nicht ins Unrecht fetzen und 
ertrotzten fich schließlich doch die abgesprochenen Hechte, wie wir noch 
wiederholt sehen werden. Hoch hartnäckiger waren nämlich die fort¬ 
währenden Handelsftreitigkeiten mit den Linzern. 
Urfahr, der Uusgangspunkt wichtiger Handelswege, gleichsam der 
Hafen des Mühlviertels, wäre zu einem Handelsplatz hervorragend ge¬ 
eignet gewesen, wenn die Linzer die Urfahrer zu Hechten hätten 
kommen lassen. 
Die ankommenden und abfahrenden Fuhrleute, Schiffer und 
Händler brauchten Herberge und Gaftung -, die Urfahrer boten fie, die 
Linzer aber verlangten die Schließung der Schenken und Wirtsftälle, 
indem fie auf ihr älteres Meilenrecht pochten, das ihnen schon seit i36£71 
das alleinige Schenkrecht in einer Meile halbwegs sicherte. 
Schon i44372 beschwerten fich die Linzer, daß „die am Vrfahr 
enthalb Thunav und die Tafernen auf der Wis und in Hatzbach und unter 
anderen Pfaffen auch der von puchenau" entgegen dem Meilenrecht aus- 
L4 □
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.