Volltext: Rückblick auf die Geschichte der Stadt Urfahr a. D. in Oberösterreich

zer Dapuziner als heldenmütige Krankenpfleger bewiesen, fo 1641 und 
insbesondere 1679, in welchen Jahren die Pest auch in Urfahr gewütet hatte. 
Ihren Sameriterruf bewährten die Patres auch, als im Herbste 1713 
neuerdings die Pest im -Lande wütete. Ts wurden 16 Dontumazftellen 
im -Lande errichtet, die hauptsächlich von Jesuiten und Dapuzinern ver¬ 
sehen wurden. Als sich die Seuche auch in Dttensheim, Gallneukirchen 
und Urfahr zeigte, schloß sich die bedrohte -Landeshauptstadt hermetisch 
vom linken Oonauuser ab. Lwei Drückenjoche wurden abgetragen, da¬ 
mit niemand über den Strom konnte und die Tore und Uusgänge der 
Stadt wurden durch Schnellgalgen und Palisaden versperrt. Diese 
Sicherheitsmaßnahmen erwiesen sich als notwendig, denn die „fchrök- 
liche Dontagion" griff rasch um sich. Dom L7. September bis 30. Do--' 
vember wurden in dem damals noch kleinen Urfahr 5l Personen dahin¬ 
gerafft. Oie befallenen Häuser und Gaffen wurden ausgeräuchert und 
auch durch Palisaden abgesperrt; außer dem einen schon seit 1679 dazu 
bestimmten Dontumazhäusel in der Hagengaffe (heute Dr. 14) wurde noch ein 
wetieres Haus als peftlazarett eingerichtet und als sich auch das als 
unzulänglich erwies, wurden die pestkranken aus plätten in die Gstött- 
nerau unterhalb Urfahrs geschafft, wo sie wie in den beiden Pesthäuseln 
von den Dapuzinern liebevoll gepflegt wurden. Oer Di Kar des hiesigen 
Dapuzinerklofters p. Johannes Oamascenus und der -Laienbruder Fr. 
Untonius stellten sich bereitwillig in den Dienst der pestkranken und als 
der p. Di Kar ebenso wie der Urzt selbst von der Pest ergriffen wurden, 
meldete sich sofort p. Uresins, während Fr. Untonius die Stelle des! 
Urztes vertrat. Oer -Linzer Oechant und der Urfahrer Dchfenwirt Ggg- 
magr versorgten die abgesperrten Dran Ken und Pfleger gleich aus ein 
halbes Jahr mit -Lebensmitteln. Wie durch ein Wunder blieben die drei 
Helden von der Seuche verschont (p. Johannes genas nach vierwöchent¬ 
licher Drankheit glücklich wieder) und kehrten nach einer weiteren 40- 
tägigen Dontumaz vom Dckartshof (heute Frauenklinik) zu ihren Wit- 
brüdern zurück, von denen sie „summo cum gaudio“ (mit größter Freude), 
wie wir dem Dlosterchronisten gerne glauben, empfangen wurden. Don 
den fünf weltlichen „Luechknechten" (Sanitätsdienern), die von der 
Herrschaft Wildberg zum Drankentragen und Totenbestatten gezwungen 
wurden, waren drei dahingerafft worden, welche wie die meisten Pest- 
opfer in der Uu begraben wurden) Im Friedhose um die St. Dikolaus- 
Dirche waren nur die acht ersten Dpser beerdigt worden. 
Oie letzte große Seuche (die Grippe-Epidemie des Winters 
J9i8—19 nicht gerechnet) war im Jahre 1855. Damals starben vom Juni 
bis Oktober über 100 Personen an der Tholera. Außerhalb des Drtes 
war ein Dotfpital gezimmert worden, aber schließlich getraute sich nie¬ 
mand mehr Sie Derseuchten zu pflegen, sodaß man die eben nach -Linz 
zugewanderten barmherzigen Schwestern zu Hilfe ries. Uuch zum Toten¬ 
transport fand fast niemand mehr den Wut, obwohl die Gemeinde jedem 
Träger IL sl Ertralohn bot? 
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