Volltext: Die Wappen der Äbte des Prämonstratenser-Stiftes Schlägl

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unter die Administration des Staates stellte, welcher Erlass, wie so manch anderer 
in jener Überstürzungsperiode, ein Jahr darauf wieder cassiert wurde. Der Vertrag mit 
Passau war aber dadurch in Brüche gegaugen und wurde nicht mehr erneuert, weil 
man von heute auf morgen seines Besitzes nicht mehr recht sicher war. Durch 
einen Ukas der Regierung vom 29. December 1789 wurde Schlägl gezwungen, mit 
dem Fürsten Schwarzenberg einen Holzvertrag auf 30 Jahre abzuschließen, wodurch 
dem Stifte sowie den Waldungen mit der Zeit ein großer Schaden erwuchs.30) Die 
Befürchtung, dass Schlägl dasselbe Los, wie es sieben31) andere Prämonstratenser- 
klöster in Österreich getroffen hatte, theilen würde, gieng zum Glücke nicht in Er¬ 
füllung, weil Kaiser Josef II. am 6. März 1784 den Fortbestand des Stiftes mit einem 
numerus fixus von 18 Chorherren erlaubte. 
Unter diesem Abte erfolgte auch die bekannte Eobotablösung, welche für beide 
Theile, Herrschaft wie Unterthanen, von Vortheil war. 
Sehr schwer traf dagegen das Stift die Silberablieferung im Jahre 1788, welcher 
manche wertvolle Kunstschätze zum Opfer fielen. 
Siard II. schied am 30. Dezember 1797 von dieser Welt. 
Sein Wappen zeigt einen von Silber über Schwarz getheilten Schild. 
Oben die Sonne und der Adler wie im Wappen des Abtes Johann 
Wöss, unten, an der rechten Schildseite'anstoßend, ein goldenes, roth 
gedecktes Haus mit zwei schwarzen Fensteröffnungen. Aus einer der 
Öffnungen ragt eine linke Hand hervor, welche eine silberne Scheibe 
hält, auf welcher die Buchstaben LEE verzeichnet sind. Auch hier wurde 
also ein Dialectausdruck, nämlich „denk'33) für „links" zur Bildung eines 
„redenden" Wappens benützt. Diese heraldische Composition kann man gerade 
nicht als besonders geistreich bezeichnen und sie scheint schon damals die Spottlust 
erregt zu haben, weil mancher Maler die weiße Scheibe in einen Geldbeutel ver¬ 
wandelte, ausgestattet mit der gewiss ominösen Aufschrift: LEE.33) Durch die Figur 
eines die Sense oder Sichel dengelnden Mannes, wäre der Name besser und ein¬ 
facher darzustellen gewesen, t 
Das Bild im kleinen Tafelzimmer zeigt noch eine weitere Ausstattung des » 
Wappens. Der Schild ist gespalten und zweimal getheilt. 1. In Schwarz zwei goldene 
Büffelhörner ; 2. in Blau eine schwarze Figur, welche einer Bärentatze ähnlich sieht ; , 
3. Falkenstein; 4. in Silber die goldene Sonne und der schwarze Adler wie bei Wöss; 
5. Schlägl, und 6. das Haus mit der „denken* Hand wie vorher beschrieben. Aus 
dem oberen Schildrande wachsen direct zwei Kleinode empor, nämlich das Brustbild 
eines Abtes in Pontifiealkleidung, neben ihm zwei goldene Büffelhörner. Obwohl der 
Maler sich die Zeichnung der Helme erspart hatte, erscheinen auf beiden Seiten 
schwarz-silberne Helmdecken. 
30) Die Klafter weiches Holz musste um 
2 Gulden 15 Kreuzer geliefert werden (1810). 
8l) Bruck (Klosterbruck), Chotieschau, 
Doxan; Griffen, Hradisch, Pernek und Zabr- 
dovic. 
S2) Siehe J. B. Schopfs Idiotikon, 1866: 
„mit dem tengken arm" (Oswald v. Wolken¬ 
stein). 
33) So auf der Kanzel der Kirche zu Fried¬ 
berg.
	        
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