Volltext: Illustrierter Braunauer-Kalender 1908 (1908)

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auf das Ereignis vorbereiten; dann kannst du in einigen Wochen wieder kommen 
und das Vorhaben ausführen." 
Emil wollte zwar anfangs davon nichts wissen, aber endlich gab er doch nach. 
Er verlebte den Abend im stillen Glück und verriet auch seinen Freunden, die sich 
nicht genug über die Veränderung wundern konnten, die mit ihrer „Nachtigall" 
vorgegangen war, von seiner Verlobung keine Silbe. 
Am andern Morgen erfolgte die Abreise der Sänger und Emil fand zuvor 
noch glücklich Gelegenheit, von seinem Liebchen zärtlich Abschied zu nehmen, ver¬ 
sprechend, sobald als möglich wieder zurückzukehren und sich das Jawort der Eltern 
zu holen. 
Die „sieben Schwaben" hatten freilich keinen Preis, sondern nur ein Ehren¬ 
diplom für anerkennenswerte Leistungen im Quartettgesang erhalten. Sie reisten aber 
trotzdem recht vergnügt nach Hanse, wozu die sidele Stimmung Wägeles nicht wenig 
beitrug. 
Einige Stationen vor L. weihte er seine Freunde in sein Geheimnis ein. Da 
beglückwünschten sie ihn von allen Seiten, nannten ihn aber doch auch einen großen 
Heimtücker, der hinter dem Rücken seiner Freunde eine solche Aktion ausgeführt. 
Bei der Ankunft in L. wurden sie von den anderen Sängerbrüdern auf dem 
Bahnhöfe empfangen. 
„Wo habt ihr den Preis?" war die allgemeine Frage. 
„Einen Preis bekamen wir nicht," erwiderte Lenz, „denn unser Wägele ist 
während des Sängerfestes entgleist." 
„Dafür habe ich aber," fiel dieser ein, „den schönsten Preis ersnngen: In drei 
Wochen werde ich mich verloben und in einem halben Jahr ist Hochzeit. — Juchhe!" 
Da riefen alle: „Hoch nns're Nachtigall und seine Braut!" Und unter Absingen 
des Sängerspruches zogen sie in die Stadt ein. 
Nein Oberösterreich. 
Schwach ist der Klang des Liedes, 
Das meiner Brust entquillt, 
Doch Dir, o teure Heimat, 
weih' ich es lieberfüllt. 
Dich grüß' ich heut' auf's neue, 
Dem wenig Lande gleich, 
Dir schlägt das Herz in Treue: 
Mein Oberösterreich. 
Die Dörfer freundlich grüßen/ 
Von Wäldern reich umsäumt. 
Hier die Natur ergießt, 
wo aus der (Erde Segen 
Der Schönheit reichste Fülle 
Wo gleich dem Silberbande 
Sich durch die Donau schlingt, 
wo bis auf Beraeshöhen 
Sich kühn der Adler schwingt. 
Im klaren See sich spiegelt 
Der Alpen Hügelland, 
wo flink die Gemse klettert 
An schroffer Felsenwand. 
Des Landes Wohlstand fließt, 
wo von vergangenen Zeiten 
Dort die Ruine träumt, 
Dir sing' ich frohe weisen, 
Ls klinge frisch und hell, 
Du bist in Habsburgs Krone 
Lin köstlicher Juwel.
	        
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