herrlichen Wünsche selten auch wirklich vom Herzen. Der Religiousprofesfor. der
älteste der Werten, hatte sein Votum in der Sache noch mcht abgegeben. Daher
drängten ihn die übrigen Herren, sich.ebenfalls darüber auszusprechen. Statt einer
direkten Ant.vort bat er um die Erlaubnis, eine kurze Erzählung -um Besten geben
zu dürfen. Es handle sich um die Person eines ehemaligen einflußreichen Ministers,
seines gewesenen Studienkollegen. Er erzählte:
Neujahrsnacht eines Einsamen.
Erwin von Felsen war ans „gutem Hause". Er hatte eine vorzügliche Erziehung
genossen in seiner Jugend. Die besten Lehrer wurden gerufen und gut bezahlt um
den talentvollen strebsamen Jungen in die Ansänge und spater m bie bedeutendsten
Oweiqe des Wissens einzuführen. Unter diesen, lediglich auf Geistesbildung berechneten
Einflüssen entfaltete auch Erwins Geist seine Flügel zu höherem Schwünge Es war
vorauszusehen, daß aus dem Jungen einmal ein bedeutender^Gelehrter' em emfiuß-
reicher Staatsmann werden würde, wenn, um prosaisch zu reden, der ^od Nicht einen
Strich dnrch die Rechnung mache. Als Erwin älter, nrteüsreifer geworden war,
warf er sich mit allem Eifer auf das Studium der Philosophie. Diese sollte emmal
seine Führerin, sein Schutzgeist werden auf dem steilen Wege zum irdischen Parnasse.
Nur was seinem hohem Geiste genügte, ward alles hehres Erde det ^angenhei
unb Gegenwart gewürdigt. Herz und Gemüt gingen leer anv. Seme Mutter hatt
er frühzeitig verloren und seine zweite war keine Mutter. Sem Vater, selbst in
hoher staatsmännischer Stellung, kannte kein.anderes Ziel für ven Sohn, als ih
in der Welt einmal zu den höchsten Würden und Ehren emporsteigen zu sehen.
Erwin hatte feine Staatsprüfungen mit Auszeichnung absolviert; er war Doktor
iuris und philosophiae. Als er am Nenjahrsmorgen zum Vater gratulieren karm
saate dieser zu ihm: „Ich danke dir für die dargebrachten Glückwünsche. Wenn auch
ich meine Wünsche aussprechen darf, fo gehen sie dahin, daß du eigentlich erst recht
dort anfängst, wo ich aufhöre, aufhören werde müssen; denn meine Kräfte schwinden.
Dam gehört Bildung, reiches Wissen, ein klarer Kopf und möglichst wenig Herz
Wa« den Flug zur irdischen Höhe hemmen kann, muß beseitigt werden, ^ch habe
in meinen jungen Jahren auch dem Herzen Rechte einzuräumen geglaubt, ich habe
deine Mutter geheiratet Ich habe bald darnach emgeseyen, daß ich mich j3ietau(cht
unj) bcine Mutter und es hat nur das eine Gute gebracht rnetne
Erfahrungen meinen Ehrgeiz, meinen .... Geist habe ich auf dich übertragen utt
du wirst mehr erreichen, . glücklicher sein, als ich es war, Du wirst auch de
Erbe eines bedeutenden Vermögens sein und mit deinem Geiste und Gelde Kannst
du dir den Ausstieg zur höchsten Ruhmeshalle erringen, xsch habe 7nehr^inbnnaen
?u viel Reit vertändelt, sie geht mir jetzt ab und laßt sich nicht ^ mehr ein Dringen.
Du stehst in deiner Jugend schon auf dem goldenen Siege zum höchstmöglichen Glucke.
Reiche dem Glücke die Hand vnb strebe aufwärts zur lichten Höhe des Ruhmes.
Der Geist allein tut% das Herz gilt nichts."
Satten, „am, niete Ich,- »ergangen See Säte. tag
hpr ©olnt stand aus sonniger Höhe des Glückes, des Ruhmes. Er galt als Gelehrter
^ als Staatsmann gleich L;Herz besaß er^ freilick»keines Nei er und Feinde
Schmeichler unb ehrgeizige Schmarotzer, die m feinem Sichte Wr glanzen unb hoher
m steigen hofften durch ihn, hatte er genug. - Freunde - kernen.
Die geistige Aufregung, bie vielen Nachtwachen unb Studien hatten langsam
seine Gesuubheit untergraben. Sein ganzes Nervensystem war zerrüttet.
Nacht besonders machte sich das Herz geradezu ^unlich bern^
ein verworrener, langer Traum, aufregend und wenig ergmckend. Darum wurde