Volltext: Illustrierter Braunauer-Kalender 1904 (1904)

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f. m “n?b ^^ beschlossen, es diese Nacht noch sein zu lassen. Aber im Stillen dachten 
« 5! lH- u cn 5 entgegengesetzten Eckkammern gelegenen 
Schlafstatten aufsuchten, hielt Vater wre Sohn ein kurzes Selbstgespräch: 
rufim fArUt/r “ ^a^te ^et6er Lubwig, „die heutige Nacht darfst du noch 
ruhig schlafen. Es werden noch genug Tage der Angst und Sorge, Nächte der Un¬ 
ruhe kommen UAd du wirst alt. Ich werde allein wachen." Und er nahm aus dem 
^eh/tM Schatz ^ ^r Putzte und lud und liebkoste wie einen lange ent- 
• s. ^er "ber stand in seiner Kammer lange vor seinem Fensterlein und blickte 
fllw f! Nacht hinaus. „-junge Leute lieben den Schlaf," dachteer, „und mein 
Hr ; $ tUn;h er noch schlafen, bis die Not auch ihn zwingt. Einstweilen 
will ich allein besorgen, was gegen ben bösen Juczi Gera nötig ist. Ich bin noch 
stark genug, um es nötigenfalls auch mit einem Räuber aufzunehmen, der noch 
weniger lange die Sonne bet Karpathen geschaut hat als ich." 
Qm,r fer Ia^te fröhlich vor sich hin, mährend feine Hand sorgsam über ben 
~auf bes alten Gewehres stach, bas ein ganzes Leben lang sein treuer Begleiter 
tu vielen Noten und Fährllchkeiten gewesen. 
iw«» ■ l“9 dunkel unb bleischwer über bem Hofe. Kein Blatt regte sich, 
mieber *m ^iser Hauch burch bie Lüste ging. Selbst bie Tiere 
F B'9“- 8tn9'“m ""b'chw°r- 
Teil bes Gehöftes welcher bem Walde zugekehrt lag, war von bem- 
!fn6™ ^rch «not rohen, aber starken Holzzaun getrennt. Schmale Holztüren führten 
hinaus in baj Freie. Bor einer berselben lehnte Ludwig, das Gewehr im Arme 
regungslos wie eme Statue. Vergeblich suchten seine Augen sich im Dunkel zurecht- 
Slll vr f tl aU- ~a§- ®a^e halten lassen, fein geübtes, burch ben bestän¬ 
digen Aufenthalt tut Freien geübtes Ohr. 
Säuger als eine Stunbe hatte so ber freiwillige Wachtposten gestanden, ohne 
^ ein öerbachttges Geräusch seine Aufmerksamkeit erregt hätte. Die Gebanken bes 
hinaus hTirlÄme^at!mfi9 einef “nbere Dichtung. Sie schlichen hinaus, weit 
Das DirnIVin Sü in r\ schwarzäugiges Mädchen bei einem alten Onkel, 
^as firmem hatte ihn üeb gehabt und er sie. Er batte ibr das einmal nefrmt 
aber ber Trotzkopf hatte, sich zierend nach Mädchenart, ihm ins Gesicht gelacht' 
Da war der Stolz des Karpathenkindes erwacht. Bon d eser Stund an gütger 
an ihr vorüber, ohne sie zu kennen. Und sie sah auch m- ihni vorbei 5mer 
bleicher wurden ihre Wangen und stets größer bie Schatten auf bem Angesichte bes 
jungen Mannes. Aber stolz, eigensinnig unb trotzig blieben bie verliebten Leutchen 
L/edes bor ber Welt unb vor sich selbst ben ¥ebanfen einer Läheruua 7nt- 
88ZSSÄÜ.MK 1,8 im @ti8“ 6(,Häe"9‘- b°6 "°ch di- 6.„„be des 
bie Wünsche und Hoffnungen Lubwigs bas ferne Haus in ber 
frs ft i? er auf- Schon einige Male hatte es durch die Luft geklungen 
ps Hunde an — anfangs leise, bann immer vernehmlicher. Ruerft konnte 
f r ", Täuschung sein, dann vielleicht eine zufällige Regung ber treuen Tiere. 
Zuletzt aber mußte sich Lubwig sagen, baß ein Irrtum nicht mehr möglich fei 
LHKÄK «»7hmlich^ lkdem Knicken ,-a. -M.P-U,. ,i„, d-.m
	        
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