Volltext: Illustrierter Braunauer-Kalender 1904 (1904)

(Siniae Sekunden herrschte allgemeine Verblüffung, dann zuckte es m diesem 
und jenem Gesichte wunderlich auf, hieraus zitterte es durch die Lust tote em leise 
verstohlenes Kichern und zuletzt brach die geängftigte, verzweifelte Menge in schallendes 
"^Der Hahnenkamp als Gespenst — der Hahnenkamp der Hahnenkamp 
der Totenkopfzauberer — der Mirakelmacher — 
Der Kleine duckte sich in taufend Verlegenheiten, mußte aber zuletzt aus fernem 
Verstecke heraus, um einzugestehen, daß er nächtlicher Weise rn das Bemhaus 
geschlichen, um einen Totenkopf zu nehmen, weil em müterncichtig gestohlener Totenkopf 
ein unfehlbares Zaubermittel fei wider Krankheiten und feindliche Künste, daß aber, 
während er suchte, ein Windstoß die Tür gewaltsam ms Schloß geschlendert habe 
so daß er sie mit allen feinen Kräften nicht zu offnen vermochte, worauf er die Nacht 
unter höllischen Aengsten in Gesellschaft der Seiche zugebracht. Alles dies mußte er 
beichten, um hierauf mörderisch ausgelacht zu werden und für fein ganzes Leben den 
Spitznamen davonzutragen: „Das Beinhausgespenst." ■ , , „ 
Der welsche Peter aber meinte schmunzelnd, es sei doch wieder einmal erwiesen 
worden, daß jeglich Ding seine natürliche Ursache habe. 
Juczi (Bem. 
Ein Gcsänchtchen von G. Holle ne gg. 
Tief drinnen in den Karpathen, wo noch der Bär haust unb in strenger 
Winterszeit der hungrige Wolf fein schauriges Geheul ertönen läßt, tauchte vor einigen 
Jahren ein gefürchteter Räuber auf. ^ - 
Man sprach nur mehr von ihm, fürchtete nur ihn. Juezi Gera war der 
Schrecken der Reifenden ant Tage. Er war der Gegenstand der Sorgens Haus¬ 
herren bei Nacht. Er überfiel den Reifenden im Walde unb stahl das pchaf oder 
Pferd aus bent Stalle. Unb wehe bent Weibe ober Mädchen, das allem m ferne 
^anbeSuczi Gera trat stets ohne Begleitung auf. Doch war es gewiß, daß er eine 
förmliche Gesellschaft befaß, Helfershelfer und Hehler. 
So behüte der berüchtigte Räuber den Schauplatz fernes verbrecherischen Wirkens 
immer weiter aus, gegen die fruchtbare und bevölkerte Ebene herein Dörfer und 
Höfe, welche Jahre lang in Ruhe und Sorglosigkeit gelebt hatten sahen sich bald 
p Vorsichtsmaßregeln genötigt An manchem häuslichen Herde ward ernstliche Zwre- 
spräche gehalten unb manches vergessene Gewehr blank geputzt. Q 
Ernst unb sorgenvoll saßen eines Abends Stefan und fern ^ Sohn Sudtotg 
beisammen. Sie waren beide große, starke Männer, beide mutig, beide entschlossen. 
„Ludwig, es wird Zeit." - „Noch nicht, Vater." - „Er kann jede Nacht 
kommen. In Gelaeze war er bereits." — Von ^laeze zu uns sind zwei Tag- 
märsche und er bewegt sich sehr langsam vorwärts. ^ Nicht früher verlaßt er eine 
Gegend, als bis sie vollends ausgeplündert, der Keckling." — „Trotzdem bin uf) der 
Ansicht mein Sohn, daß wir die Wache beginnen." - „Uebermorgen, mein Vater, 
morgen, wenn du willst, aber noch nicht heute." — „Auch gut, mein Sohn.
	        
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