Volltext: Illustrierter Braunauer-Kalender 1904 (1904)

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„Hast zu wenig laut geschrieen," wandte er sich ärgerlich zu Bärbch „der 
Wirt ist sicher taub und hört nicht gut. Aber nun null ich schreien. Gib her 
bflS ^Wie'ein Wütender brüllte er aus den Apparat los Zwei Glas Bier möchten 
wir aber schnell!" Aber auch diese Aufforderung erwies sich als nutzlos. Der Wirt 
schien wie verbort zu sein. Das brachte den Tonibauer m helle Wut, zumal ersah, 
daß sämtliche Augen auf ihn gerichtet waren und ein wahres Hollengelachter 
^rwei Glas Bier her!" schrie er noch einmal und als wieder niemand kam, 
riß seine Geduld. „Himmelkreuzelement! Willst mich zum Narren hallen, dummer 
Strohkopf?" fluchte er, „ich werd dir's gleich zeigen!" — und tm nächsten Augen¬ 
blicke versetzte er dem Telephon einen so gewaltigen Schlag, daß dieses laut kllrreud 
an den nächsten Baum flog. Im Zurückschnellen prallte dasselbe an semer Nase an, 
daß der arme Tonibauer nicht anders glaubte, dieselbe Jet weggeflogen, Gr bescherte 
sich schnell ob der betreffende Körperteil noch an seinem Flecke saß, wobet thut entging, 
daß ein scharfes, kurzes, abgebrochenes Leuten erklungen war. Während er noch seine 
schmerzende Nase hielt, kam schon ein Kellner herbeigeeilt und fragte nach dem Be¬ 
gehren der neuen Gäste. 
Allen Schmerz vergessend, ließ der Tonibauer die Nase los und stemmte seine 
beiden Fäuste auf den Tisch, daß derselbe knackte. Dann schnaubte er den Kellner 
wütend an : „Gar nichts will ich mehr! Aber das eine freut mich schon, daß du 
endlich Füß kriegt hast, Fanlenzer nichtsnutziger! Ist dir’s Geld von uuferemem 
nichts wert, daß du einem Lung und Leber herausschreien laßt eh dich rührst, dn 
Tagedieb! Aber gelt, die telephonische Watschen hast g spurt? Die hat dich ans 
die Bein gebracht? Und nun stehst da, wie ein Trottel, dem die Hühner s Brot 
aefiessen haben? Ich will dirs garnicht verheimlichen, wer dir ems vor die Ohren 
versetzt hat' Ich wars selber und für die Zukunst merk dirs, du Lümmel, daß ein 
Bauer mit dem Telephon tüchtig Watschen versetzen kann. Sr. und jetzt 9^ wir. 
Ein anderer Wirt hat auch noch ein gutes Glas Bier und laßt sich sicher nicht so 
drum betteln als du!" . ^ 
Damit stand der Tonibauer auf und verließ mit feiner Begleitung den Gast- 
garten, im Herzen das Gefühl, jemanden einmal gründlich heimgeleuchtet zu haben. 
Der Kellner, der offenbar den Bauern für einen Narren hielt, stand erst eine 
Weile wie versteinert da und erst als ihn die Anwesenden über den Vorfall auf 
starten, stimmte er mit ein in das schallende Gelachter. 
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'neimatöörfchen zurück, wo er den Nachbarn fein Abenteuer erzählte. Erst nach 
langem Bemühen gelang es dem Schulmeister, ihn aufzuklären, daß er das Opfer 
eines Spaffes geworden war. Seitdem heißt^ der Tombauer der „telephonische 
'üTnni" Wir raten aber niemanden, ihn mit diesem Namen anzusprechen, denn 
Betreffende könnte statt der telephonischen, sehr leicht eine wirkliche Watschen zu 
fassen bekommen.
	        
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