Volltext: Illustrierter Braunauer-Kalender 1903 (1903)

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suchen, viele Segenswünsche hat sie schon eingeheimst, und überall, wohin sie kommt, 
ist sie ein gern gesehener Gast. Sie hat für Jeden ein freundliches Wort, einen 
tröstenden Zuspruch. Ueberall zugleich soll sie sein, und oft versichert sie ihren 
Freunden, daß das Leben ihr nun erst lebenswerth erscheine, sie habe nie gedacht, 
daß Wohlthaten, die man Andern erzeuge, so viel Freude bereiten könnten. 
Aber auch die junge Försteriü erwartete sie immer mit Ungeduld, denn im 
Hause ist sie erst recht nöthig, weil sie mit dem kleinen Jungen, der in der Wiege 
zappelt und strampelt und schreit, so gut umzugehen versteht. Er streckt ihr immer 
schon von weitem die Aermchen entgegen, und wenn sie ihn auf ihrem Schooß hält, 
dann ist er ganz mäuschenstill, sobald sie ihn aber hinlegen will, fängt er zu schreien 
an! Und Gertrud meint, die gnädige Frau hätte ihn schon recht verwöhnt. 
Wein Htaube. 
Ich glaube, daß aus diesem Gnadenleben 
Auf alle Menschen reicher Legen fließt 
Und allen Guten, die nach Wahrheit streben, 
3m Jenseits sich die Seligkeit erschließt. 
Dies glaube ich, weil Jesus es, mein Meister, 
versichert und zu glauben mir gebot, 
Und weil dafür Millionen edler Geister 
Gegangen freudig in den Martertod. 
Ich glaube es, weil uns kein Trost gegeben, 
Wenn Leid und Mühsal ringsum uns bedroht, 
Als Lhristus^ unser weg und unser Leben 
Und unsere Zuversicht in Todesnoth. 
An diesen Glauben will ich fest mich ranken, 
2Veil Menschensatzung irrt und wird vergehen, 
Doch wenn auch Erd' und Fimmel mögen wanken, 
Das wort des Herrn wird unentwegt besteh'n. 
Gin Musterdienstmann. 
Steig' ich da neulich von der Südbahn ab, und weil mein Koffer gar zu schwer war, so 
nehm' ich mir halt einen Dienstmann. Der packt den Koffer, hat’n aber kaum aufg'hob'n, so stellt 
cr'tt wieder nieder uud sagt recht freundlich: „Nöt wahr, guä' Bert, Sie trag'n ’ii schon a paar 
Schritt, bis i mei Pfeiferl g'stopft hab?" Na, ich bin selber ein passionierter Pfeifenraucher und 
weiß, wie man sich oft nach ein paar Züg' sehnt; ich nehm’ also den Koffer und marschier’ ver- 
gnügt weiter — mein Dieitfimatm geht neben mir her und klopft feine pfeif’it aus. Die hat aber 
schon gar keinen Zug mehr g’habt; er sucht also in alle’ Sack' fein Messer. Endlich ftnb’t er’s — 
wir waren mittlerweil’ schon ein schönes Stück vorwärts 'kommen — maebt bei, Pfeifenstocher auf 
unb fangt an, in fein’ alt’« Holzkessel herumzubohren. Der hätt’ jetzt Luft, aber ’s Pfeifenrohr! 
war auch verstopft. Er springt g’fchwmb in eine Lifenhanblung um ein kleines Stückerl Draht — 
tch geh’ bertveil langsam weiter. Das Röhrl zieh' jetzt, Gott fei Dank, auch, aber der Spitz war 
noch nicht in (Ordnung. (Er springt also in bie nächste G'flügelhandlung unb bitt’ sich ein paar 
heubelfeberit aus — ich geh' derweil mit’u Koffer langsam weiter. So, jetzt zieht Alles • nock 
schort orbentlich ein papierstreiferl um's Rohr g'wickelt, baß 's fest hält, ba‘bemerkt er erst, daß 
er keinen Tabak hat. (Er springt also in die nächste Trafik unb läßt sich bort feine g'wöhnliche 
Mischung z'fammenrichten — ich geh' derweil mit’u Koffer langsam wei er. Jetzt wär' eiiblich 
Alles nt ©rbmmg; er stopft sich also schön g'müthlich fein pfeiferl unb zünbt't au > bem 
Moment waren wir g'rab bei meiner wohnungsthi'ir. „ITa sehn 5’, guä' lierr," sagt der brave 
Dienstmann, „jetzt hätt'n wir'u also doch Herfracht bis zu 3hna, den schweren Koffer — fechz'g 
Kreuzer ts halt bie Tax!" jch geb' ihm die sechzig Kreuzer — ba schaut er mir noch einmal treu¬ 
herzig in die Augen und sagt danfi recht einschmeichelnd: „Na, und was ist's denn mit’u Trinkgelb?!" 
Ich glaub' an Gott, dem Schöpfer aller Dinge, 
Art Jesum, seinen Sohn, den uns gebar 
Die reinste Jungfrau, daß Er £?etl uns bringe, 
Das uns durch Adams Schuld verloren war. 
Ich glaube, daß mein Herr von Todesbanden, 
Nachdem er litt für uns, aus eigner Macht 
Am dritten Tage glorreich auferstanden 
Und uns das Himmelreich dadurch gebracht. 
Ich glaube, daß am Ende dieser Zeiten 
Der Herr als Richter kommt ins Erdenthal, 
Den Guten em’ge Wonne zu bereiten, 
Den Bösen aber ew'ge Höllenqual. 
Ich glaube an den Gottesgeist, den hehren, 
Und an die heil'ge Kirche, seine Braut, 
Der Er die Macht zu opfern und zu lehrm, 
Zu binden und zu lösen anvertraut.
	        
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