Volltext: Bad Ischl

holten die Burschen Weihwasser und sprengten es unter den 
Tisch. Dies war selbst für den Teufel zu viel. Mit höl¬ 
lischem Gestank und furchtbarem Lärm fuhr er zum Rauch¬ 
fang hinaus." 
Jetzt saß etwas in den Augen des Alten, das man als 
kleine, lachende Bosheit bezeichnen konnte. Scheinbar ver¬ 
gönnte er dem Teufel sein Mißgeschick. 
„Es gäbe noch manches zu erzählen. So vom Burg¬ 
fräulein auf Wildenstein, das heute noch nicht erlöst ist, 
trotz des großen Schatzes, der dort verborgen liegt. Kann 
sich jemand verdienen, wenn er will." Alle aber schauten 
etwas ungläubig. Der Erzählende bemerkte den Eindruck 
und fuhr eifrig fort. 
„Da ist die Geschichte vom Zimnitzgeist und dem 
Mädchen noch viel schöner. Aber die kennt ihr ja." 
„Wie ist sie nur?" fragte jemand. 
„Nun, ein Mädchen, namens Gertrud, vertauschte ihre 
frische, leuchtende Lebensblume mit der verwelkenden 
Lebensblüte ihrer Mutter. Beide hatte der Zimnitzgeist in 
seiner Obhut. Dadurch rettete das Kind das Leben der 
schwerkranken Frau und verfiel selbst dem Tode. Der 
Zimnitzgeist aber war durch diesen kindlichen Opfersinn 
und die aufopfernde Kindesliebe so gerührt, daß er auch 
Gertrud das Leben schenkte," meinte ernst der Alte. 
Es war still geworden in der Stube. Da schlug die Uhr. 
Der Aehnl zählte die Schläge, dann erhob er sich. „Nun 
ist es aber Zeit, schlafen zu gehen. Spät genug ist es ge¬ 
worden!" Langsam ging er. Einer von den Anwesenden aber 
sagte: „Alte Leute mit ihren Geschichten stimmen oft nach¬ 
denklich. Ob sie daran glauben? Fast scheint es so. Jeden¬ 
falls fühlen sie, daß uralte Weisheit, ein tüchtiges Korn 
Wahrheit aus längst verklungenen Zeiten darinnen auf¬ 
leuchtet. 
Sie ahnen es bestimmt. Die moderne Zeit aber schält den 
Kern heraus und zerstört die wunderbare Poesie, die in dem 
Herzen unseres Volkes schlummert. Ob sie recht hat? Ich 
weiß es nicht" . . . 
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