Volltext: Bad Ischl

Bad Ischl in Sage und Legende. 
Von Lehrer Fr. N ö b a u e r. 
ild wirbelt der Winterwind. Fauchend, pfeifend, höl¬ 
lisch heulend fährt er um das Haus. Die Bewohner 
horchen hinaus. „So ein Sturm," sagen alle, „wie er nur an 
den Fenstern reißt!" Auch der Aehnl, der bei dem Ofen sitzt, 
horcht auf und nickt bedächtig: „Das ist das wilde „Gjoad", 
das durch das Tal rast." Die anderen lachen leicht, sie glauben 
nicht daran. Er merkt es und meint: „Die moderne Zeit 
ist nicht mehr für solche Dinge, aber die alten Leute haben 
auch etwas gewußt, vielleicht mehr von diesen Dingen, als 
man heute ahnt." Alle horchten auf, denn der Aehnl kannte 
eine Menge alte Geschichten, die er manchmal zum besten 
gab, wenn er gesprächig war. 
„Ja, das wilde Gjoad," fing er an, „ist ganz ungefährlich; 
nur darf man den „Jaga und seinö Gsölln" nicht anrufen 
und sich ihnen entgegenstellen. Das würde einem sehr übel 
bekommen. Wie es jenem Tanzgeiger aus Goisern ergangen 
ist, der dies wagte. Er wurde von der wilden Jagd aufge¬ 
hoben und durch die Luft bis zum Traunstein geschleppt. 
Grau ist der Spielmann in dieser Nacht geworden und das 
Lachen ist ihm zeitlebens vergangen! 
Ueberhaupt glaubten die Leute damals noch viel mehr. 
Wie ich noch jung war, erzählten sie immer, daß der 
Jainzenberg vor vielen, vielen Jahren auf drei goldenen 
Säulen stand, von denen eine gestohlen wurde. Im Berge 
selbst soll ein riesiger Schatz liegen, der von Zwergen scharf 
bewacht wird! 
Hätten wir ihn," lachte er in sich hinein. „Aber das 
Schottenloch bei der „roten Riesen" ist ein schlechter Zu¬ 
gang in das Innere des Berges. Der Pfennigbach, ihr kennt 
ihn alle, kommt dort heraus. An schönen Tagen waschen 
winzige Wichtein ihre Wäsche und die Sonnenjungfrauen 
trocknen die Linnen an der Sonne." Der Aehnl hielt inne 
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