Volltext: 'Leonstein'

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Auf den Landtagen, die Ferdinand I. im Lande ob der 
Enns abhielt, bekamen die protestantischen Stände das Ueber« 
gewicht. Aber Ferdinand I. vermochte die neue Lehre, die in 
unserem Vaterlande damals so feste Wurzeln gefaßt hatte, nicht 
auszurotten. Er durfte auch einen solchen Plan nicht aus¬ 
führen, weil er zur Abwendung der Türkengefahr auch der 
Hilfe der protestantischen Landstände bedurfte. 
Im Jahre 1543 war der erste lutherische Herrschaftsbesitzer 
in Leonstein, nämlich Herr Hans von Zelking. 1560 wurde am 
Pernstein'schen Benefizium durch die Jörger Martin Moseder 
als lutherischer Prädikant angestellt; dieser war der Gevatter 
des Herrn Helmhard Jörger zu Pernstein. 
Im Jahre 1562 wurde Matthäus Hofmandl angestellt, 
welcher im Geiste und Wirken Protestant, in seiner Person das 
katholische und protestantische Pfarramt vereinigt hatte. 
Der protestantische Adel schickte trotz der landesfürstlichen 
Verbote seine Söhne an die Universität Wittenberg nach Sachsen, 
damit sie die neue Lehre genau kennen lernten. Diese jungen 
Adeligen kehrten nach Beendigung ihrer Studien nach Ober¬ 
österreich zurück und brachten im Aufträge ihrer Väter prote¬ 
stantische Prediger mit, welche Pfarreien bekamen; zu diesem 
Zwecke erbauten die Herren Jörger, von denen Helmhard ein 
unmittelbarer Schüler Luthers in Wittenberg gewesen ist, das 
Kirchlein auf dem Georgenberge bei Michldorf im Jähre 1576; 
dortselbst hatten sich wiederholt protestantische Prediger nieder¬ 
gelassen. 
Als nach dem Tode des deutschen Kaisers und Landes¬ 
fürsten Oesterreichs, Ferdinands I., dessen ältester Sohn Maxi¬ 
milian II. als deutscher Kaiser und als Landesfürst in Ober¬ 
und Niederösterreich, Böhmen und Ungarn folgte, hofften die 
Protestanten sicher seinen Uebertritt zu ihrem Glauben. Diese 
Erwartung ging nicht in Erfüllung. Maximilian war zwar in 
seiner Jugend der Lehre Luthers mit Eifer ergeben, allein er 
blieb ein Anhänger des katholischen Glaubens. Der Prote¬ 
stantismus wurde aber unter seiner Regierung groß gezogen, 
indem der Kaiser ein Freund von halben Maßregeln war und 
mit keiner der beiden Religionsparteien brechen wollte. Für die 
Lehre Luthers zeigten die Bauern großen Eifer, indem sie darin
	        
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