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nur für ein Mönchsgezänk ansah. Aber diese Sache gewann 
schnell eine größere Tragweite. 
Luther verkündigte bald Lehren, welche von dem Lehrsystem 
der katholischen Kirche in vielen Stücken abwichen. Teils durch 
den Widerstand seiner Gegner gereizt, teils durch den Beifall, 
den seine Lehrsätze in verschiedenen Teilen des deutschen Reiches 
bei allen Klassen der Bevölkerung fanden, in seinem Vorhaben 
bestärkt, ging Luther auf der betretenen Bahn weiter und wurde 
Stifter einer neuen Kirche, der evangelischen Kirche, deren An¬ 
hänger bald den Namen Protestanten bekamen. 
Luther verwarf die kirchliche Obergewalt des Papstes, gegen 
den er einen unversöhnlichen Haß hatte. Er forderte die freie 
Auslegung des Wortes Gottes, das fleißige Lesen der Bibel 
und die größte Einfachheit in der Feier des Gottesdienstes. 
Da er das Meßopfer verwarf, so sollte der Gottesdienst nur 
in der Predigt, in dem Empfange des Abendmahles unter beiden 
Gestalten und in der Pflege des Kirchengesanges bestehen. Der 
Reformator verwarf die Verbindlichkeit der Klostergelübde, die 
Klöster sollen aufgehoben und ihr Vermögen als Eigentum des 
Landesfürsten erklärt werden. 
Diese neue kirchliche Lehre fand nicht nur in Nord¬ 
deutschland, sondern auch in Süddeutschland einen sehr frucht¬ 
baren Boden. Eine sehr rasche Verbreitung hat Luthers Lehre 
gefunden im Lande ob der Enns. Viele Bauern verstanden 
Üuthers evangelische Freiheit in diesem Sinne, daß sie an die 
Obrigkeiten keine Steuern und Robote zu leisten hätten, und 
es erhoben sich viele Bauernaufstände. Luther hieß deren Be¬ 
ginnen gut, so lange die Revolten gegen katholische Obrigkeiten 
tobten. 
Um der katholischen Kirche recht zu schaden, erlaubte er 
jenen Standes- und Grundherren und Stadtmagistraten, welche 
seine Lehre annahmen, die Güter und Einkünfte der ihnen unter¬ 
stehenden Kirchen und Klöster für sich zu verwenden und Prediger 
des lauteren Evangeliums nach ihrem Belieben, ohne Rücksicht 
auf die Bischöfe anzustellen. Dies wirkte. Eine Menge großer 
und kleiner Herren trat nun zur lutherischen Kirche über, in 
Norddeutschland fast alle; selbst Bischöfe und Domkapitel 
schwankten und in Süddeutschland blieben außer den Dom-