Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

beitrage und Dienste leisteten, die zur Behauptung dieser Würde 
nötig waren. 
Die Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen erfüllten die 
Pflichten des Kaisertums nicht mehr. Sie wollten statt des 
heimischen, christlichen Rechtes das fremde Recht des Römer¬ 
reiches einführen, um darnach als Nachfolger der alten römischen 
Kaiser zu gelten und mit unumschränkter Gewalt in weltlichen 
und kirchlichen Dingen zu gebieten. Dadurch kam es zu einem 
Kampfe mit der Kirche, der den Einfluß des Kaisers und des 
Papstes sehr tief schädigte. Seit dieser Zeit erlosch die Be¬ 
geisterung und Anteilnahme an den Angelegenheiten des Reiches. 
Die Fürsten des Reiches förderten in ihren Ländern eifrigst 
das römische Recht, damit sie dadurch auch unumschränkte 
Herrscher in ihrem Gebiete seien ; selbst das Privateigentum 
an Grund und Boden nahmen sie in Anspruch. Dem Kaiser 
verweigerten sie oft die verlangte Reichshilfe, nämlich Geld 
und Mannschaft, zur Verteidigung des Reiches und zum Schube 
der Gerechtigkeit. 
_ Kaiser Maximilian I. konnte infolge dieser vaterlandslosen 
Gesinnung der Reichsfürsten das Reich weder vor den An¬ 
griffen Frankreichs noch vor den Einfällen der Türken schützen. 
Er konnte nicht einmal die beiden Raubritter Götz von Berlich- 
ingen und Franz von Sickingen, welche ganze Reichsteile durch 
ihre Untaten in Schrecken versetzten, bestrafen. 
Früher hatte das Volk selbst seine Abgaben und Leistungen 
in Zusammenkünften festgestellt und die Rechtshändel durch 
eigene Volksgerichte geschlichtet. Durch das römische Recht 
wurden die alten Volksrechte und Freiheiten aufgehoben. Es 
wurden immer neue Steuern, Abgaben und Frohnden auf¬ 
erlegt. Die Landbevölkerung sank fast in die Stellung der alten 
römischen Sklaven herab. Der Gutsherr konnte sie selbst arrs 
dem Landbesitze, der früher erblich gewesen war, vertreiben. 
Deshalb entstand eine große Erbitterung unter dem Bauern¬ 
stande, die zu vielen blutigen Aufständen führte. 
Im Erwerbsleben wurden die christlichen Grundsätze durch 
das römische Recht verdrängt. Betrug, Wucher und Ausbeutung 
des Nächsten, Verteuerung aller Lebensbedürfnisse, rastlose Gier 
nach Geld und Genuß nahmen überhand.