Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (7, Die Neuzeit ; Zweite Periode ; 1928)

Die kleineren Zentren 
Landesbevölkerung kulturell weit überragenden Sephardim angesichts 
der in Marokko für die Juden noch immer geltenden Ausnahme 
gesetze zu dem Lose von Parias verdammt waren, so daß jeder be 
liebige Araber oder Berber selbst mit den angesehensten Mitgliedern 
der jüdischen Gemeinde ungestraft seinen Spott treiben durfte. Die 
Folge war, daß die Sephardim nach und nach um ihren angestamm 
ten Stolz gebracht und beinahe auf das Niveau der autochthonen ara 
bischen Juden herabgedrückt wurden. Der im Jahre 1789 erfolgte 
Regierungswechsel brachte erneut blutige Verfolgungen der Juden 
mit sich. So traten sie im ersten Jahre der französischen Revolu 
tion über die Schwelle der neuesten Geschichte im Zeichen des tragi 
schen Verhängnisses, das auch im XIX. Jahrhundert für ihre Ge 
schicke bestimmend bleiben sollte. 
In Persien, das ebenso wie die anderen Länder Mittelasiens nach 
der Zerstörung des Kalifats von Bagdad durch die Mongolen vom 
Schauplatz der jüdischen Geschichte verschwunden war, trugen sich im 
XVII. Jahrhundert Ereignisse zu, deren Widerhall weithin im Westen 
vernehmbar wurde (hierüber berichteten der Deutsche Schudt und der 
in Holland lebende Franzose Basnage). Das damalige Persien wies in 
seinem ganzen Herrschaftsbereich, sowohl in seiner Hauptstadt Ispa- 
han als in der Provinz, in Täbris, Hamadan, Kaschan, Schiras usw. 
volkreiche jüdische Gemeinden auf. Unter den der Seffewidendynastie 
angehörenden Schahs Abbas I. (1586—1629) und Abbas II. (1642 
bis 1666) brauste nun über diese Gemeinden wie ein verheerender 
Sturm der muselmanische Fanatismus dahin, dessen grauenerregende 
Wirkungen von zwei zeitgenössischen Annalisten, einem jüdischen und 
einem armenischen, bezeugt sind (von dem jüdischen Dichter Babai 
ibn Lutaf und dem armenischen Historiker Arakel aus Täbris). Von 
Abbas I. heißt es, daß er zunächst Armeniern wie Juden mit Wohl 
wollen begegnet sei. Während seines gegen Georgien unternommenen 
Kriegszuges hätte ihm eine jüdische Kriegerschar unter der Anfüh 
rung eines gewissen Eleasar (Lala-Sar) wichtige Dienste erwiesen, 
worauf der Schah zum Zeichen seiner Anerkennung den Juden ge 
stattet hätte, am Gestade des Kaspischen Meeres eine besondere, „Fa- 
rahabad“ („Stätte der Wonne“) genannte Stadt zu erbauen. In der 
zweiten Hälfte seiner Regierungszeit soll indessen Abbas I. infolge 
der Winkelzüge einiger Renegaten den Juden gegenüber ein ganz 
anderes Verhalten an den Tag gelegt haben. Dem die Bevölkerung
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.