Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (7, Die Neuzeit ; Zweite Periode ; 1928)

Die kleineren Zentren 
eine Untergruppe von Italienern („Sikiliani“, Sizilianer) angeschlos 
sen war. In kultureller Beziehung standen überall die Sephardim an 
der Spitze. Sie waren es vor allem, die ihren im Heiligen Lande wei 
lenden Brüdern materielle Hilfe zuteil werden ließen, um von dort 
gleichsam als Gegenwert geistige Arbeitskräfte zu beziehen: Rabbiner 
und Kabbalisten. Damaskus konnte sich übrigens seiner eigenen ge 
lehrten Kabbalisten rühmen, die als Stammvater ihren Landsmann 
Ghaim Vital, den Apostel des Ari, verehrten. 
In den Berberstaaten Maghrebs hatten sich auf der Grundschicht 
der autochthonen Judenheit schon seit langer Zeit kompakte Massen 
eingewanderter Sephardim angesiedelt. In Algerien, das seit dem XVI. 
Jahrhundert bald unter der Herrschaft der Türken, bald unter der 
unabhängiger „Dei’s“ stand, hing die Lage der Juden ganz davon ab, 
bis zu welchem Grade sich die örtlichen Machthaber verständigunga 
bereit zeigten, was wiederum nichts als eine Geldfrage war. Da die 
geschäftstüchtigen Sephardim mit ihrem Gelde nicht geizten, wurden 
sie auch völlig unbehelligt gelassen, und so konnten sich die jüdischen 
Gemeinden in den Städten Algier, Oran, Tlemsen usw. in Ruhe und 
Frieden entfalten. Zwar stand hier die jüdische Selbstverwaltung 
unter der Kontrolle der Regierung, die aus der Mitte der Gemeinde 
führer einen besonderen Oberamtmann („Mukkadem“) zu ernennen 
pflegte, doch beschränkte sich die Kompetenz der Aufsichtsbehörde 
allein auf das Steuerwesen, während in sonstigen Sachen der Verwal 
tung und der Rechtspflege das Rabbinerkollegium freieste Hand 
hatte. Um die Mitte des XVII. Jahrhunderts wirkte als Rabbiner in 
Tlemsen der aus Oran gebürtige Jakob Sasportas, der bald durch 
seine unerbittliche Bekämpfung des Sabbatianertums in Europa weit 
und breit bekannt werden sollte. 
Anders gestaltete sich das Los der Juden in dem westlich von Al 
gerien gelegenen Reiche Maghrebs, in dem von souveränen Sultanen 
regierten Marokko. In diesem Herrschaftsbereiche des zügellosesten 
muselmanischen Fanatismus, der Urheimat jener Almohaden, die in 
der blutigen Verfolgung der spanischen Juden den christlichen Macht 
habern um Jahrhunderte vorausgeeilt waren (Band IV, § 42), sahen 
sich die flüchtigen Sephardim gleichsam in einem neuen, mohamme 
danisch regierten Spanien. Die Städte Fez, Mekines, Marakesch, Tetuan, 
Mohador, Tanger u. a. wiesen große, mit dem ganzen Rüstzeug der 
sephardischen Selbstverwaltung ausgestattete Gemeinden auf, an deren
	        
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