Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (7, Die Neuzeit ; Zweite Periode ; 1928)

wonach in den einen oder anderen der Geschilderten die Seele irgend 
eines Gerechten der Vorzeit gefahren sei, und auch in der Darstellung 
ihres Lebenslaufs spielen gar häufig „wunderbare“ Geschehnisse eine 
Rolle. Von der Asulai beherrschenden mystischen Stimmung zeugt 
überdies sein Reisetagebuch („Maagal tob“, Livorno 1789), in dem 
sich die wirklichen Regebenheiten in einer Unmenge von phantasti 
schen Erzählungen und abergläubischen Märchen verlieren, die eher 
eines unwissenden alten Weibes als eines so viel gereisten Gelehrten 
würdig gewesen wären. 
Mit den Gemeinden im menschenarmen, notleidenden Palästina ver 
glichen, konnten die großen jüdischen Gemeinwesen in den Nachbar 
ländern Syrien und Ägypten, den beiden nördlich und südlich von 
Palästina gelegenen türkischen Provinzen, den Anschein blühendsten 
Wohlstandes erwecken. Die dortige städtische Bevölkerung konnte 
selbst durch die berüchtigten Gepflogenheiten der in Asien vor 
herrschenden Verwaltungspraxis nicht um ihre Prosperität gebracht 
werden, und so war die wirtschaftliche Lage der Juden in Damaskus 
und Aleppo, in Alexandrien und Kairo nicht schlimmer als in den 
Städten der europäischen Türkei. Zwar versäumten die Syrien und 
Ägypten verwaltenden Paschas oder Gouverneure nicht, die unter 
ihrer Gewalt stehende Bevölkerung ebenso zu schröpfen, wie es ihre 
Amtsgenossen in Palästina taten, doch war es der wohlhabenden Be 
völkerung der blühenden Handelsstädte viel leichter, ihre Habgier zu 
befriedigen. Die jüdischen Kaufleute von Alexandrien unterhielten 
Handelsvertretungen in Venedig und Smyrna, während die von Damas 
kus den Binnenmarkt in Syrien und Palästina belieferten. Daneben 
betätigten sich die in diesen Städten ansässigen Juden als Handwerker 
oder gingen anderen nichtkaufmännischen Berufen nach. Auch ihrer 
Mitgliederschaft nach unterschieden sich die in Syrien und Ägypten 
bestehenden Gemeinden nicht unwesentlich von denen Palästinas. In 
den palästinensischen Gemeinden gaben, wie erinnerlich, die Sephar- 
dim den Ausschlag, an zweiter Stelle rangierten die Aschkenasim und 
erst nach diesen kamen die „Mustaraber“ oder „Maghrebiten“ (Band 
VI, § 3); in Syrien und Ägypten hingegen gab es um diese Zeit über 
haupt noch keine besonderen Aschkenasimgemeinden, so daß alle dort 
existierenden jüdischen Gemeinwesen in zwei Sondergruppen zer 
fielen: die der autochthonen „Mustaraber“ und die der zugewanderten 
Sephardim, denen an manchen Orten, wie z. B. in Damaskus, noch 
60. Palästina, die asiatische Türkei, Marokko, Persien
	        
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