Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Die kleineren Zentren 
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Der in zwei Versionen aufgefundene kurze Katechismus der Sekte 
vermittelt uns einen Begriff sowohl von ihren Glaubenslehren als 
auch von der Taktik, deren sich die drei Splittergruppen in gleicher 
Weise zu befleißigen pflegten. Der Katechismus besagt im wesent 
lichen folgendes. Gott ist einzig und Sabbatai Zewi sein Prophet. 
Adam, Abraham, Jakob, Moses, Esther und manche andere in der 
Schrift verewigte Heldengestalten seien nur als Teilinkarnationen des 
Sabbatai zu betrachten, der nicht weniger als achtzehnmal unter ver 
schiedenen Namen auf der Erde gewandelt hätte. Die Welt sei allein 
für die „Maaminim“ geschaffen und die Muselmanen seien nur dazu 
da, die „Gläubigen“ zu beschützen, etwa wie die Kalkschale das Ei. 
Überhaupt seien die Nichtjuden lediglich eine Art „Kelippa“, eine 
Schale, eine unreine Hülle, weshalb auch ihre Seelen zusammen mit 
den Körpern in der Unterwelt verschwänden. Ein „Maamin“ müsse 
sich aber nicht nur davor hüten, eine „Kelippa“ zu ehelichen, er 
dürfe, solange die Juden Sabbatai nicht als Messias anerkannt hätten, 
auch keine Jüdin zur Frau nehmen. Es gelte, die Regel zu beherzigen: 
sich nach außen hin als Muselman zu geben, im Inneren aber ein 
„Maamin“ zu sein. Ein Sektierer, der das Geheimnis der ihm anver 
trauten Lehre preisgebe, sei als Verräter des Todes schuldig. Alle 
Anhänger der Sekte seien verpflichtet, der türkischen Regierung Ge 
horsam entgegenzubringen und hätten zugleich dem Islam, dem Ko 
ran und der muselmanischen Geistlichkeit nach außen hin Ehrerbie 
tung zu bezeugen, doch sei es untersagt, in Streitsachen zwischen Mit 
gliedern der Sekte irgendein türkisches Gericht anzurufen. Bei allen 
solchen Streitigkeiten habe man sich nach dem Mosesgesetz zu rich 
ten, für dessen Anwendung ein besonderer „Beth-din“ zuständig sei. 
Jeder der Sektierer müsse ferner zwei Namen führen: einen im all 
täglichen Leben und einen anderen „im Paradiese“ (in den geschlosse 
nen Andachtsversammlungen). Strengstens untersagt sei es schließ 
lich einem „Maamin“, geistige Getränke zu genießen. 
Der messianische Gärstoff, den die sabbatianische Bewegung trotz 
ihres völligen Zusammenbruchs im Judentum zurückgelassen hatte, 
war so wirksam, daß die durch sie ins Leben gerufene jüdisch-musel 
manische Sekte sich mehr als zwei Jahrhunderte, bis in unsere Tage 
hinein, zu erhalten vermochte. Noch um die Mitte des XIX. Jahrhun 
derts zählte die in verschiedenen türkischen Städten vertretene Sekte 
der „Dönmeh“ etwa 20000 Angehörige, von denen die größere