Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (7, Die Neuzeit ; Zweite Periode ; 1928)

§ 59. Die europäische Türkei und die Balkanländer 
den streng verheimlicht werden mußte. Das mit der Überschrift „Die 
Gebote (Encomendangas) unseres Herrn, Königs und Messias Sabba- 
tai Zewi“ versehene Statut der Sekte legte ihren Anhängern die fol 
genden Hauptpflichten auf: „i. Dem Glauben an den einzigen Schöp 
fer zu leben; 2. An seinen Messias, den wahren Erlöser, unseren Kö 
nig Sabbatai Zewi aus dem Geschlechte Davids, zu glauben; 3. Den 
Namen Gottes und seines Messias nicht zu einem falschen Eide zu 
mißbrauchen; 4* Zur Verkündigung des Geheimnisses des Messias 
von Gemeinde zu Gemeinde zu ziehen; 5. Am Tage des 16. Kislew 
Zusammenkünfte abzuhalten und über das Geheimnis des messiani- 
schen Glaubens Gedanken auszutauschen; 6. Niemanden in den Glau 
ben des Turbans einzuführen (Uneingeweihte nicht zum Schein- 
mohammedanertum zu verleiten); 7. Alltäglich im geheimen Psalmen 
zu lesen; 8. Die Gebräuche der Türken streng zu befolgen, um ihren 
Argwohn von sich abzulenken, ihren Fastenmonat Ramasan zu halten, 
wie überhaupt alles, was nach außen hin sichtbar ist; 9. Sich mit 
den Muselmanen nicht zu verschwägern und nicht in nähere Bezie 
hungen mit ihnen zu treten, denn sie sind ein Greuel und ihre Weiber 
sind ein Greuel; 10. Die Söhne zu beschneiden“. Daneben pflegten 
die Sektierer alljährlich einige zu Ehren des Sabbatai eingesetzte Ge 
denktage zu begehen: den Tag seiner Geburt, seiner Beschneidung, 
seiner Offenbarung als Messias usw. Eines der hebräisch abgefaßten 
Sektierergebete fing mit den Worten an: „Im Namen des Gottes 
Israels und der drei mit unserem König und wahren Messias Sabbatai 
Zewi in eins verknüpften Knoten des Glaubens . . Der Ausdruck 
„der dreieinige Knoten des Glaubens“ als Bezeichnung für die sabba- 
tianische Trinität spielte bekanntlich auch in den Schriften des Cha- 
jon eine Rolle (oben, § 4i), wie er denn überhaupt von allen jenen 
Kabbalisten verwendet wurde, denen es darum ging, den Namen des 
Messias in die Grundformel des Glaubensbekenntnisses einzufügen. 
Im Laufe der Zeit zerfiel die Sekte der „Maaminim“ oder „Dön- 
meh“ in mehrere Untersekten. Neuere Forscher konnten in Saloniki 
das Nebeneinanderbestehen der folgenden drei Sondergruppen fest 
stellen: 1. Der Ismirlis (der Smyrnaer), die ihre Herkunft unmittel 
bar von den Nachfolgern des Sabbatai Zewi ableiteten, 2. der Jakubis, 
der Anhänger der Reinkarnation des Messias, des Jakob Zewi, und 
3. der Kuniosos oder der Parteigänger des Sektenhauptes Othman 
Baba, dessen Wirkungszeit in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts fällt.
	        
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