Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (7, Die Neuzeit ; Zweite Periode ; 1928)

Die Katastrophe in Polen und die messianische Bewegung 
seine Angehörigen mißhandelt und ihn selbst eine Zeitlang gefangen 
gehalten), rief er die heimattreuen Ukrainer zu einem heiligen Kriege 
für den rechten Glauben und die Freiheit der Kosaken gegen die 
Feinde des Volkes, die Panen und Juden, auf 1 ). In der Saporoger 
Setsch angelangt, stellte sich Chmelnickij an die Spitze der 
dortigen Kriegsgenossenschaften und schloß ein Schutz- und Trutz 
bündnis mit dem Krimer Chan, der den Aufständischen mit einer 
großen Truppenmacht zu Hilfe kam. Im April i648 setzte sich das 
vereinigte Kosaken- und Tatarenheer aus dem Saporogerlande nach 
den westlichen Grenzen der Ukraine in Bewegung. Bei Sholtyja Wody 
und bei Korsunj brachte es den polnischen Truppen des Potocki und 
Kalinowski eine schwere Niederlage bei (6.—15. Mai) und gab so das 
Zeichen zur allgemeinen Erhebung im ganzen östlichen Dnjeprlande. 
Die russischen Bauern und Stadtbewohner verließen Haus und Hof 
und schlossen sich zu Banden zusammen, die die Herrensitze zerstör 
ten, die Herren selbst sowie ihre Gutsverwalter und jüdischen Pächter 
niedermetzelten, um sich sodann auf die Städte zu stürzen. In den 
Städten Perejaslaw, Pirjatin, Lochwitza und Lubny (im Gebiet von 
Poltawa) kamen so Tausende von Juden auf die grausigste Weise ums 
Leben, während ihr Hab und Gut geplündert oder vernichtet wurde. 
Die Aufrührer verschonten nur diejenigen, die bereit waren, zum or 
thodoxen Glauben überzutreten. Die von den Kosaken an den Juden 
verübten Greueltaten stellten, wie aus einem zuverlässigen Bericht des 
jüdischen zeitgenössischen Chronisten (Nathan Hannover) hervorgeht, 
selbst die Barbarei der Kreuzritter weit in den Schatten: „Den einen 
zogen die Kosaken die Haut ab, um das Fleisch den Hunden vorzu 
werfen, den anderen brachten sie schwere Wunden bei, ohne ihnen 
jedoch den Gnadenstoß zu versetzen, und warfen sie sodann auf die 
Straße hinaus, um ihre Todesqualen zu verlängern; andere wieder 
wurden bei lebendigem Leibe begraben. Sie erdolchten Säuglinge in 
den Armen der Mütter und rissen viele wie einen Fisch in Stücke. 
1 ) In dem von Chmelnickij an die ukrainische Bevölkerung gerichteten „Uni 
versal“ (Manifest) heißt es unter anderem: „Welche Unbill ihr aber von den 
Polen sowie von deren Pächtern und Lieblingsmaklern, den Juden, erduldet habt, 
welche Gewalt-, Greuel- und Missetaten — das wißt und kennt ihr selbst am 
besten“. Zwar wird die Authentizität dieser Urkunde von manchen Geschichts 
schreibern angezweifelt, doch gibt sie desungeachtet die Grundstimmung der An 
führer des Aufstandes treffend wieder, da uns dieselbe Auffassung auch in ande 
ren, zweifellos aus der Aufstandszeit stammenden Urkunden entgegen tritt.
	        
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