Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

Die erste Restauration; Serubbabel und Josua 
Unternehmungen derselben bald mit Gewalt, bald mit List störend 
einzugreifen. Sie hetzten auch die persischen Beamten gegen die 
Judäer auf; wenn aber diese vor der zentralen persischen Regierung 
Klage darüber führten, dann suchten die Samaritaner durch Be 
stechung und Ränke den Erfolg ihrer Vorstellungen zu vereiteln. 
So kam es, daß der so feierlich begonnene Tempelbau unterbrochen 
werden mußte und während sechzehn Jahren nicht wieder auf- 
genommen werden konnte x ). 
In diesem Zeitraum wurden die Judäer auch noch anderen 
schweren Prüfungen unterworfen. Kyros starb und ihm folgte sein 
Sohn Kambyses (529—622) auf dem Throne. Sogleich nach der 
Thronbesteigung unternahm der neue König einen Eroberungsfeld 
zug gegen Ägypten und Äthiopien. Die Hauptschlachten wurden in 
Pelusium, an der philistäisch-judäischen Grenze, geschlagen. Die 
Truppenteile des großen persischen Heeres zogen durch Judäa, und 
das Land mußte alle Schrecken der Kriegszeit über sich ergehen 
lassen. Dabei belästigten auch noch die Nachbarvölkerschaften die 
Judäer durch ihre Einfälle und, indem sie sich die Wirren der 
Kriegszeit zunutze machten, verübten sie ungestraft die grausamsten 
Gewalttaten. Von Persien war keine Hilfe zu erwarten: es hatte 
kein Augenmerk für Judäa in jenen Jahren, da die große Um 
wälzung vor sich ging: die Umwandlung Ägyptens in eine persische 
Satrapie. Als Kambyses auf dem Rückweg aus Ägypten in Syrien 
starb, hatte bereits der Usurpator Gaumata (der falsche Bardia, 
*) Diese Darstellung der Ereignisfolge, die sich aus der Zusammenstellung 
der nicht leicht auseinanderzuhaltenden Angaben des Buches Esra (Kap. 3, 4 
und Anfang des 5.) ergibt, wird von einigen Geschichtsschreibern bestritten, die 
die Grundsteinlegung des Tempels in das Jahr 020 verlegen, d. i. in das zweite 
Regierungsjahr des Darius, als unter dem Einfluß der Propheten Haggai und 
Sacharja der Bau des Heiligtums von neuem in Angriff genommen wurde ($ 72). 
Diese neuere Ansicht stützt sich hauptsächlich darauf, daß die Propheten zu 
Anfang der Regierungszeit des Darius scheinbar zum ersten Male zur Errichtung 
des Tempels auf riefen. Diese Beweisführung ist jedoch nicht stichhaltig, denn die 
Grundsteinlegung, die im Jahre 536 erfolgte, schließt nicht aus, daß der Prophet 
sechzehn Jahre später zur Errichtung des Tempels aufruft. In der Zwischenzeit 
mochten auch die schweren wirtschaftlichen Sorgen des verwüsteten Landes den 
Bauarbeiten hinderlich gewesen sein, vor allem die Notwendigkeit, die zerstörten 
Privathäuser in Jerusalem wiederherzustellen. Als die elementarsten Bedürfnisse 
befriedigt waren, erhoben sich nun von neuem Stimmen für die Errichtung des 
neuen Tempels (vgl. Haggai 1, 4; Esra 5, 1 ff., besonders Vers 16 aus der per 
sischen Königsurkunde, deren Authentizität von Wellhausen ohne jeden Grund 
bestritten wird).
	        
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