Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

Die erste Restauration; Serubbabel und Josua 
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die Samaritaner nur Halbhebräer. Fremdstämmige Elemente und 
fremde religiöse Riten wurden aber in der Periode des fünfzig 
jährigen babylonischen Exils und der völligen Zerrüttung des 
Landes auch bei den Judäern selbst heimisch. In viele judäische 
Familien wurden fremdstämmige Weiber auf genommen; die hebräi 
sche Sprache wurde .durch die fremden Mundarten der Asdodier 
und anderer Nachbarvölkerschaften allmählich in den Hintergrund 
gedrängt. 
Unter diesen Umständen hatten die Heimgekehrten große Mühe, 
das zerstörte Gemeinwesen in der Heimat wiederherzustellen. Sie 
waren bestrebt, sowohl die Fremdstämmigen aus den von ihnen be 
setzten Landgebieten zu verdrängen wie das in Trümmern liegende 
Jerusalem und die es umgebenden Siedlungen von neuem aufzu 
bauen. Ohne persischen Beistand war es ihnen in der ersten Zeit 
nicht möglich, dieser schwierigen Lage Herr zu werden; hingegen 
vermochten die mit dem Ausbau der neuen Monarchie beschäftig 
ten persischen Herrscher der palästinischen Provinz wohl kaum 
eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist nicht genau 
festzustellen, worin der Beistand Persiens bei der Restaurierung 
Judäas zum Ausdruck kam. Dem einen Bericht der biblischen Ur 
kunden zufolge soll der von Kyros eingesetzte Statthalter, der oben 
erwähnte Sesbazar, regen Anteil an der Restaurierung genommen 
haben; der andere Bericht schreibt den Führern der babylonischen 
Auswanderer, dem Prinzen Serubbabel und dem Priester Josua, die 
leitende Rolle zu. Fest steht jedoch nur die Tatsache, daß die ersten 
aus Babylonien heimgekehrten Auswanderergruppen sich in Jeru 
salem selbst und in seiner nächsten Umgegend niederließen und 
dort eine in engster Gemeinschaft lebende Kolonie bildeten. 
Eine der Hauptsorgen der Heimgekehrten war die Wieder 
herstellung des Gottesdienstes in Jerusalem. Danach verlangte das 
intensive religiöse Gefühl des Volkes, das in seiner Befreiung gleich 
sam die Wiederkehr Jahves in seine heilige Stadt und in seinen 
Tempel versinnbildlicht sah. Als der erste Herbstmonat Tischri an 
brach, in den die großen Jahresfeiertage fallen, versammelte sich 
in Jerusalem viel Volk aus der Umgegend. An der Stelle, wo 
einstmals im Salomonischen Tempel der Opferaltar stand, wurde 
mitten unter den Trümmern ein neuer Altar errichtet und der seit 
der Zerstörung Jerusalems aufgehobene Opferritus wieder erneuert.
	        
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