Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

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Erstes Kapitel 
Das babylonische Exil 
(586—53 7 ) 
§ 66. Die judäischen Verbannten unter Nebukadrezzar 
Die ersten judäischen Ansiedler in Babylonien waren jene vor 
nehmen Einwohner Jerusalems, die Nebukadrezzar gleichzeitig mit 
dem abgesetzten König Jo jakin schon elf Jahre vor dem Fall der 
judäischen Hauptstadt (597) nach seiner Residenz gebracht hatte. 
Diese ersten Ansiedler glaubten, daß ihre Verbannung nur von 
kurzer Dauer sein werde, und hofften, der Fremde bald den Rücken 
kehren zu können. Die baldige Wiederkehr in die Heimat bedeutete 
für sie indessen nicht nur eine tröstliche Hoffnung, sondern auch 
ein praktisches Ziel, zu dessen Erreichung sie geheime Unterhand 
lungen mit ihren Freunden in Juda führten, um einen allgemeinen 
Aufstand gegen Nebukadrezzar vorzubereiten (§ 62). Als dieser 
Aufstand unter Zedekia tatsächlich ausbrach, schien es den Ver 
bannten, daß ihre Hoffnung auf die Befreiung des Vaterlandes von 
dem babylonischen Joch bald in Erfüllung gehen werde. Sie hielten 
sich ständig zur Heimkehr bereit und verzichteten darauf, im frem 
den Lande festen Fuß zu fassen. Sie lebten abgesondert, in enger 
Gemeinschaft miteinander und ihre Gedanken weilten unausgesetzt 
in der Heimat. Dieser Zustand gespannter Erwartung dauerte fort 
bis zu dem verhängnisvollen Tage, da Jerusalem fiel (586). Die 
Gefangenen erlebten eine schwere Enttäuschung: statt der Rück 
kehr in die Heimat war es ihnen beschieden, den neuen Zuzug 
unglücklicher Verbannter von dort mitanzusehen. Neue zahlreiche 
Gruppen von Verbannten kamen eine nach der anderen aus dem 
verheerten Juda nach Babylonien. Der unglückliche König Zedekia, 
den Nebukadrezzar in Ribla hatte blenden lassen, wurde in Ketten
	        
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